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Schlafsessel in der Einflugschneise

■ Betr.: "Umweltanlagen im Schnellverfahren", taz vom 26.3.91

Betr.: »Umweltanlagen im Schnellverfahren«, taz vom 26.3.91

Wer ist Lutz Wicke? Wer bezahlt Lutz Wicke? Was hat dieser Mensch mit Umwelt im Sinn, wenn er seine Ansichten kundtut a) über Umweltrecht, b) über die Aufhebung des nächtlichen Flugverbots?

Hat Lutz Wicke bisher gut geschlafen, sollte er auch weiterhin gut schlafen — auf einem angemessenen Sessel. Er hat sich einen Schlafsessel verdient, und zwar in der Einflugschneise eines Flughafens. Einen besseren Sachwalter ihrer Interessen hätten die Menschen dort sich nicht einmal in den Reihen der Flugunternehmen erträumt. Anne Schmidt,

Bürgerinitiative Flughafen Tempelhof

Herr Dr.Wicke will die öko-soziale Marktwirtschaft haben; so war der Presse zu entnehmen. Ein löbliches Vorhaben, was die Bürgerinitiativen aus dem Bereich des Umweltschutzes und der Verkehrsökologie seit langem fordern.

Nur wundern tut es uns, weshalb da beim Straßen- beziehungsweise U-Bahn-Bau damit begonnen werden soll. Viel eher und naheliegender ist es doch, die reell durch den Autoverkehr entstehenden Kosten auf PKW- und LKW-Benutzer umzulegen, die so in Höhe von 1.400 bis 2.200 Mark (je nach berechnendem Institut) pro Kopf der Bevölkerung von der Allgemeinheit getragen werden müssen.

Beim Flugverkehr müßte es endlich erreicht werden, daß der Treibstoff ebenso versteuert wird, wie bei bodengebundenen Fahrzeugen und die Bahn müßte davon befreit werden für Bau und Erhaltung ihrer Straße, den Schienenwegen, selber aufzukommen.

Daß Herr Wicke allerdings einen Baubeginn von Verkehrswegen, also zum Beispiel Autobahnen, vor der Beendigung der ordentlichen Genehmigungs- und Planfeststellungsverfahren wünscht, ist schlichtweg ein Skandal. Hier sollen also Tatsachen geschaffen werden, die womöglich zu irreparablen Schäden an Landschaft, Natur oder Stadtstruktur führen und die dann rückzubauen entweder nicht mehr möglich oder nicht durchsetzbar sind (Autobahn Berlin-Hamburg durch den Tegeler Forst) oder immense Kosten verursachen (Autobahnbrücke über die Gottlieb- Dunckel-Straße in Berlin-Tempelhof, deren Bau 16 Millionen kostete und nun abgerissen werden muß). Thomas Pudelko,

Bürgerinitiative Stadtring-Süd

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