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Korallen im Wohnzimmer

In deutschen Wohnzimmern der Altbundesländer schwimmen 60 Millionen Fische rum, allen voran in Berlin. Die Stadt an der Spree ist eine Hochburg für Haustierhaltung, und das bei weitem nicht nur für Hunde, Katzen, Kanarienvögel, Schlangen, Leguane, Affen und Schoßlöwen, sondern auch für alle erdenklichen Lebewesen der Weltmeere: Babyhaie genauso wie Korallenfische, aber auch sogenannte Niedere Tiere wie Tintenfische, Anemonen, Quallen, Krebse, Seesterne und Korallen. Weil die sensiblen Niederen Tiere zunehmend in Aquarien gehalten werden und dabei viel falsch gemacht werden kann, haben die Leiter des Aquariums im Berliner Zoo, Jürgen Lange und Rainer Kaiser, jetzt Beim Ulmer-Verlag ein Buch über die Haltung dieser Tiere auf den Markt gebracht. Nach einer Einführung über den natürlichen Lebensraum und die Lebensgewohnheiten der Tiere wird erklärt, wie das Becken beschaffen sein muß und wie für entsprechende Lichtverhältnisse, Wellenbewegung, Brandung und Wasserqualität — Salzung und Filterung — gesorgt werden kann. Auch darauf, daß viele Hobbyaquarianer sich die Niederen Tiere im Urlaub selbst fangen und mit nach Hause bringen, gehen die Autoren ein. Beschrieben wird, welche Niederen Tiere nach dem Washingtoner Artenschutzabkommen unter Schutz stehen, was für Schäden durch unsachgemäßes Tauchen an den Korallenriffen angerichtet wird und welche Behältnisse für den Heimtransport benötigt werden: Tintenfische müssen zum Bespiel im Dunkeln eingepackt und in dunklen Tüten transportiert werden, damit sie keinen Lichtschock erleiden, heißt es. In Hinblick darauf, daß sich die Hobbyaquarianer die Niederen Tiere so oder so ins Wohnzimmer holen, mag das Buch dazu beitragen, den langsamen qualvollen Tod der Tiere zu verhindern. Noch besser ist es jedoch, sie in ihren natürlichen Lebensräumen zu belassen. plu

Abb: dreifarbige Seegurke, aus: Lange/Kaiser, »Niedere Tiere«,

Ulmer-Verlag, Stuttgart 91.

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