: Spegelj-Prozeß in Kroatien vertagt
Zagreb/Belgrad (taz/dpa) — Tausende Demonstranten vor dem Gerichtsgebäude haben am Montag in Zagreb die Vertagung des Militärprozesses gegen den Verteidigungsminister der jugoslawischen Republik Kroatien, Martin Spegelj, erzwungen. Angesichts der gegen das Militär gerichteten Proteste sei ein geregelter Prozeß nicht möglich, begründete Militärrichter Mile Vignjevic seine Entscheidung. Spegelj ist mit sieben weiteren Kroaten des „bewaffneten Aufstandes gegen die Armee“ angeklagt. Ihm wird vorgeworfen, bei dem Unternehmen, Kroatien als unabhängigen Staat auszurufen, 20.000 Kalaschnikow-Gewehre aus Ungarn importiert zu haben und damit eine Untergrundarmee aufbauen zu wollen. Nach Artikel 241 der immer noch geltenden Verfassung Jugoslawiens steht darauf die Todesstrafe.
Die Demonstranten waren von der kroatischen Regierungspartei HDZ auf die Straße gerufen worden. Es handele sich um einen „montierten stalinistischen Prozeß“, dessen Ziel in Wahrheit die Zerstörung der demokratischen Ordnung Kroatiens sei, hatte die HDZ ihren Aufruf erklärt. Die Protestierenden hatten die Absperrung vor dem Gericht durchbrochen und drohten, in das Gebäude einzudringen. „Rote Bande“, „Besetzer“, „Auf in die Schlacht für unser Volk“ und „Haut ab nach Serbien“, riefen die Demonstranten immer wieder.
Über 200 Abgeordnete des kroatischen Parlaments haben einen Aufruf gegen das Militärverfahren unterschrieben, berichtete die kroatische Nachrichtenagentur 'hina‘. Auch Kroatiens Präsident Franjo Tudjman und Kroatiens Vertreter im jugoslawischen Staatspräsidium, Stjepan Mesic, setzten ihre Unterschrift unter den Protest gegen den Prozeß. Sowohl der Staatsanwalt als auch führende Anwälte Kroatiens hatten das Verfahren schon im Vorfeld als „totalitaristisch“ bezeichnet. Spegelj hält sich seit Monaten versteckt und wird von kroatischen Behörden geschützt, die ihn mit paramilitärischer Begleitung zu seinen Pressekonferenzen begeleiten.
Mazedoniens Nationalisten wollen Unabhängigkeit
Die größte Partei der Republik Mazedonien, die mazedonischen Nationalisten, hat jetzt wie Kroatien und Slowenien die „völlige staatliche Souveränität“ ihres Landesteils gefordert. Das berichteten die Zeitungen am Montag über einen Parteitagsbeschluß vom Sonntag. „Die Rettung der heutigen jugoslawischen Gemeinschaft ist unmöglich“, heißt es in der Resolution. Die Nationalisten, die im Parlament über die meisten Sitze verfügen, wollen eigene diplomatische Vertretungen, eine eigene Währung und eigene Streitkräfte durchsetzen.
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