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Möllemann soll Rüstungskonversion fördern

Krupp-Atlas-Elektronik-Chef Friedrich Triebold fordert eine „strategische Umweltinitiative“ der Bundesregierung  ■ Aus Hannover Dietmar Bartz

Das entspanntere Ost-West-Verhältnis hat auch vor der Hansestadt Bremen nicht haltgemacht. Die dort ansässige Rüstungsfirma Krupp Atlas Elektronik ist mit argen Dellen aus dem letzten Geschäftsjahr gekommen und hat einen leichten Umsatzrückgang auf etwa 800 Millionen Mark einstecken müssen. Hauptgrund: ausbleibende Militäraufträge. Und weil sich daran auch in absehbarer Zeit kaum etwas ändern wird, soll in Bremen allmählich umgerüstet werden.

Noch arbeiten etwa die Hälfte der 3.300 KAE-Beschäftigten in der Rüstungselektronik, von der Radartechnik bis zur Gefechtsfeldsimulation. Ohne staatliche Unterstützung würde Krupp Atlas Elektronik acht bis zwölf Jahre brauchen, bis die Produktion umgestellt ist. Mit ausreichenden Staatsgeldern jedoch ließe sich diese Zeit halbieren, hat Geschäftsführer Friedrich Triebold herausfinden lassen. So forderte er auf der Industriemesse in Hannover gestern eine „strategische Initiative Umweltschutz“, in der die technischen Anforderungen und die Beschaffungsmaßnahmen der beteiligten Behörden „unter einem Schirm“ koordiniert werden sollten.

Einen Verdrängungswettbewerb auf bereits bestehenden Märkten könnten sich umstellungswillige Firmen jedoch nicht leisten. Und: Solange es die Bundeswehr weiter gibt, wird KAE ihr auch die benötigte Ausrüstung liefern (siehe nebenstehendes Interview).

Doch die Zeiten sind vorbei, in denen die Militäraufträge sowohl lukrative Verdienstquelle wie sicherer Umsatzträger waren. Nicht nur die Entspannung sorgt für leere Seiten in den Auftragsbüchern. Zugleich sind die Entwicklungskosten extrem gestiegen, und der Konzentrationsprozeß in der europäischen Rüstungsindustrie geht zügig voran. Und die im Vergleich zu den kapitalstarken Branchenriesen immer noch recht kleinen Firmen müssen zudem damit rechnen, daß auch bei den Militäraufträgen innerhalb der EG die „Konkurrenzierung“ immer ernsthafter wird.

Halb zog es sie, halb fiel sie hin: Bei KAE ist der Anteil der Wehrtechnik am Umsatz von einst 80 auf jetzt 50 Prozent zurückgegangen, und sogar in absoluten Zahlen ist er geschrumpft. Für die Umstellung auf zivile Produktion, die auch innerhalb des Unternehmens eher als „Diversifizierung“ denn als „Rüstungskonversion“ betrachtet wird, hat Triebold einen ganzen Strauß von Schwierigkeiten ausgemacht, zu denen die Kosten und vor allem Umqualifizierungen im Vertrieb und im Marketing gehören: Einem Ministerialrat auf der Hardthöhe verkauft man ein Sonar anders als einem Stromversorgungskonzern eine Netzleitstelle.

Als Nachfrager nach den „umgestellten“ Produkten kommen dann vor allem die öffentlichen Hände infrage: Im Angebot sind bereits jetzt Simulationssysteme für Feuerwehreinsätze, LKW-Gefahrenguttransporte oder neue Anlagen für die sichere Orientierung auf See.

Von den neuen Verschärfungen des Außenwirtschaftsgesetzes hält Triebold aber überhaupt nichts — sie machen sich bereits bemerkbar. Ausgerechnet weil eine Reihe von Produkten aus der Rüstungstechnik entwickelt wurde, im dual use sowohl zivil als auch militärisch einsetzbar sind und das Bundesamt für Wirtschaft seine Kontrollaufgaben offenbar ernst nimmt, verzeichnet KAE bereits „eine wesentliche Verengung der Aktivitäten“ (Triebold). Er hatte auch gleich ein Beispiel: maritime Vermessungssysteme, mit denen weltweit elektronische Unterwasser-Landkarten angefertigt werden. Anders als in der BRD sind für diese Aufgaben in vielen Ländern die jeweiligen Marinen zuständig; die Verkaufsgespräche werden deshalb von den kontrollierenden Beamten jetzt interessiert verfolgt. Triebold: „Und dann werden viele, viele Fragen gestellt.“

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