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Kripo-Beamter beschuldigt Treuhand

■ Durch Schiebereien Tausende von Arbeitsplätzen vernichtet?/ Treuhand dementiert

Berlin (taz/dpa) — „Wir haben nichts zu vertuschen, zu verdecken oder zu verschweigen“, lautete die Generalverteidigung, mit der Treuhand-Sprecher Wolf Schöde gestern den spektakulären Beschuldigungen eines hochrangigen Berliner Kripo-Beamten das gute Gewissen der Anstalt entgegensetzte. Der Leiter der Abteilung Organisierte Wirtschaftskriminalität bei der Berliner Polizei, Uwe Schmidt, hatte in einem Interview berichtet, durch Treuhand-Mitarbeiter seien zahlreiche sanierungsfähige Betriebe in der Ex-DDR ausgeschlachtet sowie Grundstücke und Sachwerte der früheren Kombinate „verschoben“ worden. Der Schaden belaufe sich auf rund 500 Millionen Mark. Tausende Beschäftigte hätten durch die Manipulationen ihre Arbeitsplätze verloren.

Schöde wertete die Äußerungen Schmidts als „Destabilisierung“ der Treuhand, mußte allerdings zugleich einräumen, daß „vier bis fünf“ Mitarbeiter unter Betrugsverdacht vom Dienst suspendiert worden seien. Bei den aufgedeckten Fällen handele sich um „viele kleine Fälle“, die alle mehrere Monate zurücklägen. Die Schadenshöhe sei derzeit nicht zu beziffern. Schöde räumte ein, daß nicht alle Verdächtigen Treuhand-Mitarbeiter vom Dienst suspendiert worden seien, um die laufenden Ermittlungen nicht zu gefährden. Wirtschaftsstaatsanwalt Hans Richter, Leiter der Treuhand-Abteilung „besondere Aufgaben“, erklärte, es gebe keine Anhaltspunkte dafür, daß durch die Manipulationen Arbeitsplätze verlorengegangen seien. Ausschließen könne er dies aber nicht.

Die Berliner Justizsprecherin Jutta Burghart hat inzwischen bestätigt, daß gegen mehrere Treuhand-Mitarbeiter wegen Betrugsverdachts ermittelt werde. SEITE 4

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