: Harry Tisch will reden
Berlin (dpa) — Der frühere DDR- Gewerkschaftsboß Harry Tisch wird sich in der kommenden Woche zu den gegen ihn erhobenen Vorwürfen äußern, rund 100 Millionen Mark aus dem Vermögen der Gewerkschaftskasse veruntreut zu haben. Das kündigte die Verteidigung des 64jährigen Angeklagten am Montag vor der 19. Großen Strafkammer des Berliner Landgerichts an. Künftig soll ganztägig gegen Tisch verhandelt werden. Ein inzwischen vorliegendes Gutachten soll bestätigen, daß der Ex-Gewerkschaftsboß voll verhandlungsfähig ist.
Die Verteidigung Tischs stellte am Montag erneut einen Antrag, das Verfahren einzustellen. Sie begründete ihr Vorbringen damit, daß der alte DDR-Straftatbestand der Untreue zum Nachteil sozialistischen Eigentums den Gesetzen der Bundesrepublik nicht entspreche. Es habe sich dabei um einen „spezifisch sozialistischen Tatbestand“ gehandelt, der mit dem 6. Strafrechtsänderungsgesetz vom Juni 1990 ersatzlos fallen sollte. Das Gericht hat eine Entscheidung zurückgestellt. Wenn die Richter bei der bisherigen Rechtsauffassung bleiben, wird Tischs Verteidigung vermutlich keinen Erfolg haben. Für den 23. April wird außer Tischs Zeugenaussage auch das Sachverständigengutachten zu seiner Verhandlungsfähigkeit erwartet.
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