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Drogenschiff meist voll belegt

■ Drogenhilfe e.V. gibt ersten Erfahrungsbericht ihres Übernachtungsangebots

„Bisher ist nur einer die Treppe heruntergefallen, ein anderer ist auf der Brücke ausgerutscht und hat seine Krücken in die Weser verloren“, berichtete Martin Grotjahn, Geschäftsführer der Drogenhilfe e.V., gestern auf Nachfrage, als er einen ersten Erfahrungsbericht seiner Mitarbeiter vom Drogenschiff „Outlaw“ vorstellte. Sonst laufe die Arbeit auf der Outlaw, die inzwischen „Jola“ heißt, überwiegend positiv, sogar weitaus besser, als von Mitarbeitern und AnwohnerInnen erwartet.

Seit November können auf dem Schiff täglich 16 Drogenabhängige übernachten. Freie Plätze gibt es nur, wenn einer kurzfristig wegbleibt. Den Übernachtungsschein erhalten die obdachlosen Junkies von der staatlichen Drogenberatungsstelle „drobs“. 73 Klienten haben die vier Mitarbeiter des Schiffs inzwischen in ihrer Statistik. 12 davon seien allerdings „Rückkehrer“ aus anderen Einrichtungen, in die sie vom Schiff aus weitervermittelt worden waren, erklärt Grotjahn. Daß insgesamt jedoch schon 30 Klienten weitervermittelt werden konnten, werteten Grotjahn wie auch Bremens Drogenbeauftragter Guus van der Upwich angesichts der erst kurzen Laufzeit des Projekts als überraschenden Erfolg: 10 Abhängige waren ins Wohnprojekt der Drogenhilfe e.V. in die Kattenturmer Heerstraße, 4 ins Wohnprojekt für Substituierte in Strom und 2 in die Therapieeinrichtung Hohehorst von der Drogenhilfe e.V. vermittelt worden. 9 Junkies gingen von der „Jola“ aus zur Entgiftung nach Sebaldsbrück und weitere 5 in andere Einrichtungen (therapeutische Wohngruppen oder zur Bremer Hilfe). Rund die Hälfte der Klienten blieb vier Wochen auf dem Übernachtungsschiff, knapp ein Drittel nur wenige Tage, der Rest sei schon seit über zwei Monaten auf der „Jola“.

Täglich von 19 bis 10 Uhr können sich die Drogenabhängigen auf dem Schiff aufhalten. Dann, nach Frühstück und Aufräumen, ist „Sperrstunde“. Für die Verpflegung der Junkies (Abendessen und Frühstück) sorgen die Bewohner der Therapieeinrichtung in Hohehorst. Sie kommen auch zur regelmäßigen Wartung des Schiffs zum Stephanianleger: „Damit sie sich beim Anblick der aktiven Junkies innerlich mit der eigenen Vergangenheit auseinandersetzen können“, so Grotjahn.

Auf dem Übernachtungsschiff herrscht eine strenge Hausordnung. Drogen- oder Medikamentengebrauch, Gewaltandrohung oder -ausübung führen zu Hausverboten unterschiedlicher Länge: 11 wurden bereits verhängt, drei davon für ein halbes Jahr. ra

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