: Italien: Schlechtes Wetter treibt Ölpest an die Küste
Genua (dpa) — Das aus dem vor Genua gesunkenen Supertanker „Haven“ ausgelaufene Rohöl hat gestern weite Teile der Küste Liguriens verseucht. Starker Wind aus Südwest und hoher Wellengang trieben große Ölklumpen an die Strände. Die Arbeiten zum Absaugen und Eindämmen des Ölteppichs mußten zeitweise unterbrochen werden. Der italienische Umweltminister Giorgio Ruffolo bestätigte, daß die restliche Ölfracht „viel geringer als angenommen ist“. Wann das Spezialschiff „Ragno Due“ mit dem Abpumpen der Ladung aus den 18 Tanks in 60 Meter Tiefe beginnen kann, stand noch nicht fest. „Eine Katastrophe ist verhindert worden, ein schwerer Unfall ist geblieben“, sagte Ruffolo. Genaue Schätzungen über den Umfang der verbliebenen Ladung seien derzeit unmöglich, betonten Experten. Zunächst war davon ausgegangen worden, daß noch über 100.000 Tonnen der 140.000 Tonnen umfassenden Ladung an Bord seien. Die veränderten Wetterbedingungen machten die Hoffnung vieler Bewohner der ligurischen Küste sowie der Tourismusbranche zunichte, der in zwei große Teile von jeweils 15 Kilometer Länge gespaltene Ölteppich werde ihre Strände verschonen. Wegen des Seegangs waren viele der schwimmenden Barrieren zum Schutz vor der ölpest nicht mehr wirksam. Pessimistische Schätzungen gingen davon aus, daß noch 20.000 Tonnen Öl auf dem Meer trieben.
Auch die französische Cote d'Azur wird nach Ansicht von Experten nicht von der ölverschmutzung verschont bleiben. Nach Angaben des Institus für Meeresforschung in Villefranche bewegt sich der Ölteppich derzeit mit einer Geschwindigkeit von 25 Kilometern pro Tag Richtung Westen.
Auch an der spanischen Küste wurde inzwischen Alarm gegeben. Während die Ermittlungen über die Unglücksursache bisher ohne Ergebnis blieben, wurden neue Spekulationen über die Vergangenheit der „Haven“ laut. Nach Zeitungsberichten soll der 18 Jahre alte Tanker, ein Schwesterschiff der „Amoco Cadiz“, auf seiner ersten Fahrt nach der Reparatur auf einer Werft in Singapur gewesen sein. 1988 war das zyprische Schiff während des Golfkrieges zwischen Iran und Irak von einer iranischen Fregatte beschossen und schwer beschädigt worden.
taz lesen kann jede:r
Als Genossenschaft gehören wir unseren Leser:innen. Und unser Journalismus ist nicht nur 100 % konzernfrei, sondern auch kostenfrei zugänglich. Texte, die es nicht allen recht machen und Stimmen, die man woanders nicht hört – immer aus Überzeugung und hier auf taz.de ohne Paywall. Unsere Leser:innen müssen nichts bezahlen, wissen aber, dass guter, kritischer Journalismus nicht aus dem Nichts entsteht. Dafür sind wir sehr dankbar. Damit wir auch morgen noch unseren Journalismus machen können, brauchen wir mehr Unterstützung. Unser nächstes Ziel: 40.000 – und mit Ihrer Beteiligung können wir es schaffen. Setzen Sie ein Zeichen für die taz und für die Zukunft unseres Journalismus. Mit nur 5,- Euro sind Sie dabei! Jetzt unterstützen