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Samstags gilt: Ausschlafen für alle

■ Schulsenator Klemann (CDU) kündigt Fünf-Tage-Woche nun auch für Westberliner Schulen an/ Kürzung und Verschiebung von Schulstunden noch unklar/ GEW reagiert zurückhaltend

Berlin. Berlins SchülerInnen können in naher Zukunft samstags ausschlafen: Die Fünf-Tage-Woche gilt nun auch in Westberliner Bildungseinrichtungen, wie die Senatsverwaltung für Schule, Berufsbildung und Sport gestern bekanntgab. Die Begründung: Die Schulen im Ostteil der Stadt haben bereits grundsätzlich samstags frei, deshalb sei »im Interesse einheitlicher Rahmenbedingungen für die Schulen in ganz Berlin die Einführung auch für den Westteil sinnvoll«.

Laut Pressemitteilung hatte der CDU-Senator auch die Freizeitwünsche der jungen Leute im Auge: »Die Schüler und Schülerinnen sollen die Möglichkeit haben, den gesamtgesellschaftlichen Lebensrhythmus der Fünf-Tage-Woche mitzumachen«. So werde Raum geschaffen für »neue Gemeinschaftserlebnisse, Freizeitaktivitäten sowie für Erholung und Muße.« Als organisatorische Voraussetzung für den unterrichtsfreien Samstag kündigte Klemann »eine leichte Unterrichtsstraffung im Sekundarbereich 1« an. Im Klartext heißt das bisher: Die Fächer Physik und Chemie verschieben sich um jeweils ein Schuljahr nach hinten. Weitere Kürzungen von Unterrichtsstunden wurden noch nicht bekanntgegeben. Ebenfalls geändert werden soll der Rahmenplan für den Erdkundeunterricht: Mehr Umwelterziehung verspricht der Senator. Das Fach Geographie soll dann auch ökonomische, politische und ökologische Gesichtspunkte umfassen.

Als weitere »pädagogische Verbesserung« der neuen Regelung bezeichnete Klemann ferner die Erhöhung der Wahlfreiheit: Künftig sollen Berliner Schulen entscheiden können, ob sie zu Beginn des neunten und zehnten Schuljahres Kunst oder Musik anbieten. Neben der vergrößerten Entscheidungsfreiheit der einzelnen Schulen im Bereich der Unterrichtsorganisation sollen auch Fragen der Fächerschwerpunkte künftig stärker den jeweiligen Bildungseinrichtungen überlassen werden. Abschließend versicherte Klemann, »mit dieser Regelung die Qualität der allgemeinen und der fachlichen Bildung in den Berliner Schulen unangetastet zu lassen.«

Noch skeptisch gegenüber den Versprechungen des Schulsenators ist die GEW. Sie vermutet, »daß unter dem Deckmantel des erhöhten Freizeitangebots eine generelle Verschlechterung des Bildungs- und Betreuungsangebots und somit Einsparungen ins Haus stehen«, erklärte gestern Pressesprecherin Erdmute Safranski. Ferner fürchtet sie, daß nach dem bisherigen Konzept die Schulen mit der Situation weitgehend alleine gelassen werden: »Weder die Notwendigkeit des Nachmittagsunterrichts noch die Auswirkungen der Kürzungen wurden mit Pädagogen diskutiert«, begründete die Sprecherin die zurückhaltende Einschätzung der Gewerkschaft. Jeannette Goddar

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