: Privilegien-betr.: "Die EG will Saddam vor Gericht sehen" (Vorschlag AUßenminister Genshcers, Saddam Hussein vor einen Internationalen Gerichtshof zu bringen), taz vom 16.4.91
betr.: „Die EG will Saddam vor Gericht sehen“ (Vorschlag Außenminister Genschers, Saddam Hussein vor einen Internationalen Gerichtshof zu bringen),
taz vom 16.4.91
Alles klar, Saddam Hussein soll vors Kriegsgericht. Ich hoffe, Bush und Schwarzkopf gehen mit. Oder gibt es fürs Morden privilegierte Menschen? [...] Lieselotte Dornke, Berlin
Den Vorschlag von Herrn Genscher, Saddam Hussein vor einen Internationalen Gerichtshof zu bringen, finde ich gut. Aber noch besser finde ich, alle Politiker, die sich weltweit mit Wort, Schrift, Tat und Geld für den Golfkrieg eingesetzt haben, vor ein internationales Tribunal zu bringen.
Hierzu müßte eine Rasterfahndung durchgeführt werden, indem alle weltweit vor und während des Golfkrieges veröffentlichten Zeitungsartikel und Fernsehinterviews nach Politikern durchforstet würden, die für den Krieg waren. Diese lohnende Aufgabe könnten ehemalige Stasifunktionäre übernehmen. Das Tribunal sollte in Nürnberg tagen. Wenn ein Politiker für schuldig befunden würde, an den direkt und indirekt entstandenen Kosten und Schäden des Golfkrieges, an menschlichen, tierischen und pflanzlichen Opfern, an der Umwelt und an historischen Baudenkmälern, durch Wort, Schrift, Tat und Geld mitbeteiligt gewesen zu sein, welches sollte die Strafe für die Politiker sein? [...] Wir sollten bei Politikern wie mit Napoleon Bonnaparte verfahren. Zunächst müssen sie ihr Privatvermögen abgeben. Von einem Teil des Geldes wird eine Insel gekauft, zum Beispiel ein kostengünstiges Mururora-Atoll im Pazifik.
Mitten auf der Insel soll eine riesige Video-Leinwand aufgestellt werden, die von jeder Stelle der Insel aus einsehbar ist, aber von den Sträflingen nicht zerstört werden kann. Auf die Leinwand sollen live via Satellit non-stop Bilder aus kurdischen Flüchtlingslagern, irakischen Krankenhäusern, von Wüstengräbern, von brennenden Ölquellen und von verendenden Fischen und Kormoranen am Persischen Golf übertragen werden.
Die internationalen Politiker sollten dazu verurteilt werden, fünf Jahre bei Brot und Wasser auf dieser Insel der Buße auszuharren. Ihr restliches Vermögen wird zum Wiederaufbau in der Golfregion verwendet. Wer überlebt hat, darf dann wieder auf die politische Bühne zurück und wieder von vorne anfangen, und meine leise Hoffnung ist, daß die Politiker sich dann anders verhalten als Napoleon nach seiner Rückkehr aus Elba. Reinhard Schultz-Hock, Jülich
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