piwik no script img

Perlen der Einöde

■ 14 Bands aus Bremen-Nord auf neuem Sampler / Jetzt live gehört

Mit der Zeit wird es richtig spannend mit den Bremer Bands. Es ist wie Gedächtnisspiel a la „Kofferpacken“. Der Pool an Musikschaffenden in der Hansestadt scheint sich ständig zu vergrößern und neu zu mischen. Für den Überblick ist ein Plattensampler wie jetzt „Perlen der Einöde“ durchaus hilfreich. Auf der neuen LP versammeln sich vierzehn Bands aus Bremen-Nord.

Dreizehn davon stellten sich am Freitag in der Kesselhalle des Schlachthofs vor, In Chains trat nicht an. Der Titel Perlen der Einöde war, wie sich zeigte, treffend gewählt. Im gut gefüllten Saal präsentierten sich in flüssiger und gut organisierter Abfolge originelle Formationen. Die Gruppe Euphoria entpuppte sich dabei als Ein-Mann-Projekt von Thorsten Mielenz, der zur E-Gitarre schlichtes Liedgut vortrug. Auf die Frage, woher er den Mut nähme, ganz allein auf einer großen Bühne zu stehen, kam eine verblüffende Antwort. Seine Ex- Band besteht nicht mehr, eine neue wird noch gesucht, und in

Drei Spuren suchen Mitspieler

der Zwischenzeit macht er im Vier-Spur-Verfahren alles allein. Live war das natürlich nicht möglich.

FreundInnen gepflegter Schlagzeug-Rhythmen wurden von Stefan Ritter und seiner Gruppe Analmit druckvollem und sauberem Spiel bestens versorgt. Große Ohren konnte das Publikum darüberhinaus bei der Drummerin Ulrike Rank von Jerk Absurd bekommen. Sie wuchtete mit wohldosierter Kraft und vergnüglichen Breaks auf das Schlagzeug ein, und nicht einmal ihr eigenes. Es gab nur ein einziges für alle Gruppen. Hinterher berichtete sie von Schwierigkeiten mit den für sie ungeeigneten Abmessungen, doch davon war eigentlich wenig zu merken. Ihre männlichen Mitspieler lieferten harte Gitarrenriffs und komplexe Klangmuster; und die Schlagzeugerin trieb dieses originelle Konglomerat gekonnt vor sich her.

Viele MusikerInnen aus Bremen-Stadt waren positiv angetan von ihren KollegInnen aus dem Norden. Vielleicht sind in Zukunft regional übergreifende Konzert-Abende möglich. Auch wenn Bremen übersichtlich erscheint, die Kommunikation der einzelnen Szenen kann noch verbessert werden. Cool J.F.

Die LP „Perlen der Einöde“ ist für zirka 18 Mark überall im Fachhandel erhältlich

taz lesen kann jede:r

Als Genossenschaft gehören wir unseren Leser:innen. Und unser Journalismus ist nicht nur 100 % konzernfrei, sondern auch kostenfrei zugänglich. Texte, die es nicht allen recht machen und Stimmen, die man woanders nicht hört – immer aus Überzeugung und hier auf taz.de ohne Paywall. Unsere Leser:innen müssen nichts bezahlen, wissen aber, dass guter, kritischer Journalismus nicht aus dem Nichts entsteht. Dafür sind wir sehr dankbar. Damit wir auch morgen noch unseren Journalismus machen können, brauchen wir mehr Unterstützung. Unser nächstes Ziel: 40.000 – und mit Ihrer Beteiligung können wir es schaffen. Setzen Sie ein Zeichen für die taz und für die Zukunft unseres Journalismus. Mit nur 5,- Euro sind Sie dabei! Jetzt unterstützen