: Hall und Frau
■ Frauen-Kunst-Projekt „Tunnel“ am Freitag/Samstag
Stellen Sie sich mal vor, Sie gehen durch einen Tunnel. Das tut frau möglichst nicht, wegen der geballten Faust in der Manteltasche und weil es stinkt. Einen dieser unwirtlichen Durchgangsräume rückt das Frauen- Kunst-Projekt Tunnel in das Licht ihrer künstlerischen Aufmerksamkeit — den Tunnel zwischen Weser und Kunsthalle.
Zuerst kommt das Saubermachen. Künstlerin Inge Jacob entfernt Schmutz, Kacke, Pisse, Papierabfälle und schlechte Erfahrungen. Anschließend belegt sie den Boden des Tunnels mit empfindlichen, papiernen Tunnelansichten — betreten erlaubt. Aber zunächst passiert die BesucherIn einen der drei Einausgänge, die Gisela Hildebrand mit rotem, schwarzem und weißem Papier zu Eingangs-Toren in die Lebensfreude, die Spannung, die Angst verwandelt hat. Barbara Reinhard, Barbara Baum und sechs andere Frauen des Ensembles tanzen den alp-traum-ort: dunkle, geduckte Gestalten verwandeln sich in offene, farbige Träume. Coloratura einzig auswärtige Gruppe aus Freiburg,
bestehend aus sechs Gesangssolistinnen und einer Dirigentin, nutzen die mysteriöse Tunnel- Akustik für ihre Interpretationen zeitgenössischer Musik. Yaeko Osono malt große japanische Schriftzeichen auf Reispapier oder Stoff. Das Zeichen für Frau ist beispielweise in Mysterium, Beginn, Geschicklichkeit und wütendes Gebrüll enthalten.
Gabriele Bucher, Silvia Diercks und Sabine Diepenbruck interpretieren Gedichte von Hildegard Hülshorst mit Stimme, Kontrabaß und Saxophon. Die Klangcollagen stehen dabei in Spannung zum Text, der sich mit dem faschistischen Kriegerdenkmal auf der Altmannshöhe (über dem Tunnel) auseinandersetzt. Mit dem Faschismus und den gestern und heute Verfolgten setzt sich auch die szenische Lesung von Ernestine Zielke auseinander. Von Cornelia Steinbrecher betätigte Klangröhren und ein chinesischer Konzertgong mit 1 m Durchmesser treten in eine Unterhaltung mit der Stimme von Ilse Zahn-Wienands. bear
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