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Cap Anamur fordert Flüchtlingsstatus für Kurden

Bonn/Berlin (dpa/ap) — Eine bessere Koordination der Hilfe für die kurdischen Flüchtlinge an der irakisch-türkischen Grenze ist nach Auffassung des Deutschen Notärzte- Komitees Cap Anamur dringend erforderlich. Die Kurden müßten als Flüchtlinge anerkannt und alle Maßnahmen sollten unter das Mandat des UNO-Flüchtlingskommissars gestellt werden, forderte der Gründer der durch ihren Einsatz für vietnamesische Flüchtlinge im südchinesischen Meer bekanntgewordenen Organisation, Rupert Neudeck, gestern in Bonn. Auch die Rückführung der Kurden müsse unter diesem Mandat erfolgen. Nicht Soldaten nationaler Armeen, sondern Blauhelme der UNO sollten sie überwachen.

Neudeck, der das türkisch-irakische Grenzgebiet besucht hatte, kritisierte, daß Militärs dort die Flüchtlingslager übernähmen. Militärische Hilfe sei zwar etwa für Transporte sehr hilfreich, müsse aber unter dem Management ziviler Organisationen laufen, die Erfahrung mit der Betreuung und Versorgung der Menschen hätten. Auf den Berghängen an der türkisch-irakischen Grenze verkehre sich die bisher lebensrettende und dringend notwendige Hilfe allmählich: Zeltplanen würden immer wieder weggepustet, wenn Hubschrauber zum Abwerfen von Hilfsgütern die Lager niedrig überflögen, die Verteilung der Güter sei nicht effektiv organisiert, Lebensmittel vergammelten, berichtete Neudeck.

Derweil will die Bundesregierung nach den Worten von Bundeskanzler Helmut Kohl weitere Bodentruppen nach Iran schicken, um die humanitären Hilfsmaßnahmen für die kurdischen Flüchtlinge zu verstärken. Er habe mit der iranischen Regierung die Einrichtung einer Sicherheitszone vereinbart, sagte Kohl gestern in Berlin. Zu diesem Zweck sei auch eine Luftbrücke der Bundeswehr geplant.

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