: Promis zweitliebste Nebentätigkeit
■ Uwe Seeler auf dem Damenklo, während Grunau-Anwalt taz mit Sauerkraut bedrängt
Das ist ja gerade noch mal gut gegangen! Wenn sie Donnerstag abend in die Luft gegangen wäre, die Bombe beim Schulschiff Deutschland, dann hätte Bremen schlagartig seine ganze Elite verloren. Bürgermeister und Gegenkandidat, Polizeipräsident und Fernsehdirektor, Domprediger und Gerichtspräsident, Bombenentschärfer, Gleichstellungsbeauftragte und weitere 1.200 berühmt und berüchtigte Männer — sie alle hatten sich zur alljährlich größten Bremer Saufe, dem Maibockanstich im Becks Zelt, eingefunden. Und wurden auf das Köstlichste unterhalten: Von Bockbier, Blasmusik und Bangemann.
Letzterer war als prominenter Witzbold verpflichtet worden, und dank seiner wissen wir jetzt, worüber Bremens Elite lacht. Zum Beispiel über einen Witz, der so geht: Arbeitet ein Schwarzer in Ostfriesland. Fragt ein Kollege den anderen: „Wo kommt der denn her?“ Antwort: „Aus Uganda.“ — „Wie weit ist das denn weg?“ — „Weiß ich nicht, aber er kommt immer mit dem Fahrrad.“ Und her den Hammer, auf das Faß und Prost.
Doch warum ist der Bürgermeister noch nicht da? Becks hat Fernsehkonkurrenz. In Frankfurt spielt zeitgleich Werder um den Einzug in das DFB-Finale. Gut, daß wenigstens Sportreporter Jörg Wontorra die Besucher auf dem laufenden hält. 2:2, und nun ein Hinweis „für meinen Programmdirektor. Es handelt sich hierbei nicht um eine anmeldungspflichtige Nebentätigkeit.“ Ob der suspendierte Hörfunkmann und Becks Stammtisch-Moderator Achim Kinzel mitgelacht hat, war nicht zu erkennen.
Gerade am Beispiel Kinzel ist zu sehen, wieviel Mühe sich Becks gibt, wenn es darum geht, die Gäste angemessen zu plazieren. Für den Kinzel- Tisch P/8 war der Uni-Arbeitsrechtler und freie Radio-Bremen-Mitarbeiter Wolfgang Däubler vorgesehen. Weiter in der Runde: Der Syker Stadtdirektor Karl-Heinz Wodtke, der fast wg. seiner Nebentätigkeiten vom dortigen Stadtrat gefeuert worden wäre. Und auch die Anwesenheit von Spielbank-Chef Voit soll dem Vernehmen nach durchaus seinen Sinn haben. Warum aber sitzt Generalstaatsanwalt Jahnknecht am Nebentisch?
Während sich Uwe Seeler im Toilettenwagen auf dem ansonsten nicht benötigten Damenklo erleichtert, wird im Zelt Fleich mit Sauerkraut gereicht. Und da passiert es: Durch ein unerklärliches Versehen sitzt die taz am selben Tisch wie Grunau-Rechtsanwalt Schimmelpfennig, der dem Vernehmen nach inzwischen über einer Gegendarstellung grübelt. Und ausgerechnet der bedrängt uns mit Sauerkraut! Schönen Dank auch, aber wir bedienen uns lieber selbst und verbleiben mit unbestechlichen Grüßen,
Rosi Roland
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