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Warum Berlin?

■ Betr.: "Die Hauptstadtdebatte organisieren", taz vom 18.4.91

betr.: „Die Hauptstadtdebatte organisieren“ (Kommentar von Klaus Hartung), taz vom 18.4.91

Klaus Hartung fordert, auf jegliche Lobbyarbeit solle in der Frage des Regierungssitzes verzichtet werden, gleichzeitig plädiert er aber unverhohlen als Berliner für Berlin! Das ist schon eine bemerkenswerte Chuzpe! Übertroffen wird sie nur noch davon, daß er, wie es ansonsten nur noch einem in gleicher Weise gelungen ist, die mit einem Zwangsumzug verbundenen sozialen und familiären Fragen völlig beiseite drängt.

Ansonsten spielen soziale Fragen in der taz ja eine große Rolle. Sollen Zehntausende von Bonner Familien und Kindern, die ganzen sozialen Bindungen, völlig beiseite gelassen werden? Vielleicht, weil die taz ihren Sitz in Berlin hat?

Nostalgie jedenfalls solle keine Grundlage der Politik sein — so schreibt Klaus Hartung. Was außer Nostalgie ist es denn, was manche für Berlin Stellung beziehen läßt. Selbst die Berliner Bevölkerung, die weiß Gott keine Lust hat auf noch größeres Verkehrschaos und noch stärker steigene Mieten, dürfte einem Regierungssitzwechsel skeptisch gegenüberstehen. Ganz zu schweigen von den über 40.000 Bundesbediensteten in Berlin, die nach einem Konzept des Berliner Senats dann nach Bonn umziehen müßten, um Platz für Ministerien zu machen und als Ausgleich für die Bonner Region.

Wenn Klaus Hartung schon Lobbyarbeit für Berlin betreibt, dann sollte er sich überlegen, für wen: für statusbewußte Berliner Politiker oder für die Menschen in seiner Stadt. Ralph Bierett, Bonn

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