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Wismutaltlasten bergen ökologische Zeitbombe

■ Betroffene Gemeinden sind mit Sanierungsverfahren unzufrieden/ Langzeitfolgen sind noch nicht absehbar

Dresden (adn) — Zwei kleine Orte im Erzgebirge — Crossen und Oberrodenbach — haben auf ihren Gemarkungen mit riesigen Altlasten der Wismut zu kämpfen. Wie Gemeindevertreter gestern in Dresden mitteilten, sollen in Crossen viereinhalb Millionen Tonnen radioaktiv belastete Halden lagern. In Oberrodenbach befindet sich nach Angaben von Fachleuten das größte Uranschlammabsetzbecken der Welt, in dem sich über 50 Millionen Kubikmeter radioaktiver Schlamm befinden.

Die Langzeitfolgen, so die Gemeindevertreter, seien überhaupt noch nicht absehbar, weil sich diese Anlagen auf mehr oder weniger wasserdurchlässigen Bodenschichten befänden und außerdem die Mulde als Nebenfluß der Elbe in unmittelbarer Nähe vorbeifließe. Auch seien viele Wege, Straßen und Sportplätze, die von der Wismut zu früherer Zeit „saniert“ worden waren, hochgradig belastet. Die Vertreter der Gemeinden wiesen darauf hin, daß mindestens ein Zehntel des Bodens in ihren Ortschaften ausgetauscht werden müßte.

Ungeduld und Unzufriedenheit wurde ihrerseits über bisherige Verfahrensweisen zur Bewältigung des Problems geäußert. Sie fühlen sich bereits wie zu vergangenen Zeiten wieder „außen vor“ gelassen. Ausgehend vom Verursacherprinzip obliege der Wismut die Sanierungsverantwortung. Sie verfügt, so wurde erklärt, demzufolge auch allein über die vom Bundeswirtschaftsministerium zur Verfügung gestellten 800 Millionen DM. Die Beziehungen zwischen Wismut und Gemeinden scheinen „denkbar schlecht und emotionsgeladen“. Der anwesende Wismutvertreter hatte dem kaum Konkretes entgegenzuhalten.

Demnächst wird sich der Umweltausschuß des Landtages mit dieser Frage beschäftigen, Landtagspräsident Erich Iltgen wolle sich selbst in den beiden Orten kundig machen, hieß es aus dem Parlament.

Die Pressekonferenz, ursprünglich als eine „Nachwäsche“ der umweltpolitischen Sprecher aller Landtagsfraktionen zum Umweltbericht des Landes Sachsen gedacht und von denen nicht wahrgenommen, war im wesentlichen zu einer Darstellung der umweltpolitischen Positionen von Linke Liste/PDS seitens deren Abgeordneten und Vorsitzenden des Umweltausschusses, Prof. Dr. Helmar Hegewald geworden. Dieser billigte dem von der Landesregierung vorgelegten Material auf Grund der benutzten 89er Daten lediglich „historischen Wert“ zu.

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