piwik no script img

SAMSTAG: Ringo / Engel aus Staub / Begrabt die Wölfe in der Schlucht / Bliss- Ein ganz neues Leben

RINGO

Eine heterogene Gruppe von Menschen, zumeist Reisende, wächst unter dem Druck der Verhältnisse zusammen und bewährt sich angesichts der drohenden Gefahr. Nach den Maßstäben des Entstehungsjahres war der Film zutiefst unmoralisch, denn sein Personal bestand aus fragwürdigen Gestalten wie dem ehrlichen Outlaw Ringo, der eine soeben aus der Stadt gejagte, von Autor und Regisseur unverfroren als sympathisch dargestellte Hure ehelichen möchte. Weiter gibt es einen Bankier, der patriotische Phrasen drischt und dabei gerade mit den Einlagen seiner Kunden durchbrennt; ferner einen Sheriff, der den Gesetzesbrecher allein auf sein Ehrenwort hin laufen läßt, und so weiter. Eine ganze Wagenladung von Archetypen eben, die uns Couchpotatoes heutzutage geläufiger sind als die Bonner Ministerriege, aber deren Mitglieder werden ja auch nie so zeitlose Wirkung entfalten wie John Wayne als Ringo Kid in Stagecoach. (Sat.1, 14.00 Uhr)

ENGEL AUS STAUB

Seit Beginn der achtziger Jahre kamen aus Frankreich eine ganze Reihe von Nacht- und (Alkohol-) Nebelepen mit kaputten Kommissaren, desillusioniert und dem Trunke verfallen, mit drangsalierten Detektiven und abgerissenen Underdogs zumeist weiblichen Geschlechts. Prächtige Beispiele für den gesellschaftlichen Auswurf unterprivilegierter Menschen. Eine Sonderstellung nimmt Engel aus Staub ein. Das „Meisterwerk filmischer Erzählkunst“ (Hans Gerhold) berichtet über den abgewrackten Polizisten Simon Blunt (Bernard Giraudeau), der in der Gefängniszelle des Präsidiums oder in seinem verkommenen Mercedes schläft, wenn er nicht die nachttrunkene Stadt auf der Suche nach Ladendieben und Mördern durchstreift. Eigentlich aber sucht er seine Frau, die ihn sitzengelassen hat. Die Dunkelheit hat den Vorteil, daß sie Blounts graues, verfallenes Gesicht tarnt und daß zur späten Stunde seine Alkoholfahne nicht weiter auffällt. Auf seinem Weg über die Schauplätze der Nacht trifft er Violetta, eine kindliche Frau ohne ständige Bleibe, aber mit einem festen Ziel, das der Staatsdiener eigentlich nicht gutheißen dürfte. Er tut es trotzdem, verstößt gegen seinen Diensteid, faßt nebenbei noch einen gesellschaftlich über ihm stehenden Mörder und überwindet schlußendlich seinen Fatalismus, ohne jedoch wirklich glücklich zu werden.

(Länderkette, 22.35 Uhr)

BEGRABT DIE WÖLFE

IN DER SCHLUCHT

Der Regisseur Ted Kotcheff ist Kanadier, lebt(e) in Großbritannien und ging 1974 nach Israel, wo er mit Gregory Peck und Desi Arnaz in den Hauptrollen einen Western ohne viel Ballerei und Pferdegetrappel auf Acetat bannte. Die Handlung: Arch Deans, ein alternder Outlaw schottischer Abstammung, ersetzt dem jugendlichen Heißsporn Billy Two Hats den Vater. Gemeinsam nehmen sie eine Bank aus, mit mäßigem Erfolg. Dummerweise kommt ein Mensch zu Tode, und Billy wird festgenommen. Aber Deans läßt sich nicht lumpen. Er befreit seinen Partner aus dem Gefängnis, wird dabei aber verwundet. Gehetzt von den Leuten des Sheriffs, unterbrechen sie ihre Flucht auf einer Ranch, deren Besitzer sich bereit erklärt, Deans gegen Bezahlung zum Arzt zu bringen. Das Geschehen spitzt sich zu, als Billy und die Frau des Ranchers vom Sheriff überrascht und Deans und sein Begleiter von Indianern überfallen werden...

(ARD, 0.15 Uhr)

BLISS —

EIN GANZ NEUES LEBEN

Noch einmal ganz von vorne anfangen — in dieses beliebte Spielchen midlifecrisis-geschüttelter Spitzenverdiener steigt auch Harry Joy, Eigentümer einer gutgehenden Werbeagentur ein, nachdem ihn ein Herzinfarkt für vier lange Minuten ins Jenseits beförderte. Die Ärzte holen ihn zurück, doch dieses Schlüsselerlebnis ändert Harrys Leben von Grund auf: Er läßt Werbung Werbung sein, verläßt Firma und Familie und geht mit einer Prostituierten in den australischen Busch, um Farmer zu werden. Diese Komödie, die dem noch zu schreibenden Standardwerk „Die Harrys im Licht- und Fernsehspiel“ ein weiteres Kapitel hinzufügt (siehe auch Harry mit den langen Fingern, Sonntag, 16.00 Uhr, RTL), wurde 1985 in Australien zum besten Film des Jahres gewählt.

(Tele 5, 1.15 Uhr)

taz lesen kann jede:r

Als Genossenschaft gehören wir unseren Leser:innen. Und unser Journalismus ist nicht nur 100 % konzernfrei, sondern auch kostenfrei zugänglich. Texte, die es nicht allen recht machen und Stimmen, die man woanders nicht hört – immer aus Überzeugung und hier auf taz.de ohne Paywall. Unsere Leser:innen müssen nichts bezahlen, wissen aber, dass guter, kritischer Journalismus nicht aus dem Nichts entsteht. Dafür sind wir sehr dankbar. Damit wir auch morgen noch unseren Journalismus machen können, brauchen wir mehr Unterstützung. Unser nächstes Ziel: 40.000 – und mit Ihrer Beteiligung können wir es schaffen. Setzen Sie ein Zeichen für die taz und für die Zukunft unseres Journalismus. Mit nur 5,- Euro sind Sie dabei! Jetzt unterstützen