piwik no script img

Vom Umgang mit NS-Opfern-betr.: "Polit-Häftlinge der DDR fordern Entschädigung", taz vom 29.4.91

betr.: „Polit-Häftlinge der DDR fordern Entschädigung“,

taz vom 29.4.91

Wenn die Leute vom Bautzen-Forum fordern, daß „die Opfer der kommunistischen Willkür und ihre Hinterbliebenen den NS-Opfern nach rechtsstaatlichen Grundsätzen gleichgestellt werden müssen“, dann wissen sie vielleicht nicht, wie hier meist mit den NS-Opfern umgegangen wird, zum Beispiel mit uns, den Opfern der NS-Militärjustiz.

Wir Deserteure und Wehrkraftzersetzer, die sich Hitlers verbrecherischem, völkermordenden Angriffskrieg verweigert haben, sind grausam verfolgt worden. Über 30.000 von uns wurden zum Tode verurteilt, über 20.000 hingerichtet. Zehntausende wurden in den Strafbataillonen und der Militärpsychiatrie vernichtet. Wir Überlebenden haben bis heute keinen Rechtsanspruch auf Entschädigung. Und die zehntausende Kriegerwitwen der ermordeten und vernichteten Soldaten des NS-Terrors bekommen keine Kriegerwitwenrente im Gegensatz zu den Kriegerwitwen der Gefallenen der Wehrmacht und der SS.

Wir würden uns freuen, wenn sich die Leute vom Bautzen-Forum bei uns melden, um von unseren Erfahrungen zu lernen, auch wenn es sich um eine ganze andere Art der Verfolgung handelt. Ludwig Baumann, Bundesvereinigung Opfer der NS-Militärju

stiz e.V., Anmunder Flur 3,

282Bremen 70,

Telefon 0421-665 724

taz lesen kann jede:r

Als Genossenschaft gehören wir unseren Leser:innen. Und unser Journalismus ist nicht nur 100 % konzernfrei, sondern auch kostenfrei zugänglich. Texte, die es nicht allen recht machen und Stimmen, die man woanders nicht hört – immer aus Überzeugung und hier auf taz.de ohne Paywall. Unsere Leser:innen müssen nichts bezahlen, wissen aber, dass guter, kritischer Journalismus nicht aus dem Nichts entsteht. Dafür sind wir sehr dankbar. Damit wir auch morgen noch unseren Journalismus machen können, brauchen wir mehr Unterstützung. Unser nächstes Ziel: 40.000 – und mit Ihrer Beteiligung können wir es schaffen. Setzen Sie ein Zeichen für die taz und für die Zukunft unseres Journalismus. Mit nur 5,- Euro sind Sie dabei! Jetzt unterstützen