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BENEFIZFÜREINENDEMO-WAGEN

SCHWUZ-DISCOEXTRA  ■  VORFREUDE AUF DEN CSD

Was beschäftigt das SchwuZ am 8.Mai? Nicht etwa der heutige Tag der Befreiung, sondern der Christopher Street Day in sechs Wochen. Das »bunte und selbstbewußte Fest der Lesben und Schwulen« (O-Ton Vorbereitungskomitee) muß nämlich gut organisiert sein — und vor allem ordentlich verwaltet. Zahlreiche Unter- und Unterunterkommissionen wurden bereits vor Monaten eingesetzt, Merkblätter und Formulare in mehrfacher Ausfertigung verschickt, Fristen festgelegt, Gebühren erhoben und 200 OrdnerInnen gesucht: Beste bürokratische Arbeit, bei der jeder Amtsleiter einer Berliner Behörde vor Neid erblassen würde.

Das SchwuZ veranstaltet den CSD zwar nicht mit, möchte aber mit einem geschmückten Wagen dabei sein. Zur Finanzierung desselben setzte es für heute abend eine Extra-Disco an — mit Ilse Lakritz als DJ, Remixes der beliebtesten Homosongs, neuen Scheinwerfern und erstmals einer Nebelmaschine. »Das SchwuZ kopiert einen kommerziellen Laden«, meinte die neue Hausdame Ovo Maltine zu diesem Unterfangen. Mit ihm liegt das Zentrum aber voll im Trend des CSD: Bereits im vergangenen Jahr war die Demo so richtig »gay« und »happy« — bis auf den ungeheuerlichen Versuch, den Homo-Karneval »für die Verbreitung von politischen Kampfparolen zu mißbrauchen«. Mit diesen Worten hatte sich die damalige Vorbereitungsgruppe über nicht angemeldete Reden u.a. des Tuntenhauses empört. Dieses Jahr will man derartige Störungen schon im Vorfeld verunmöglichen.

Grund genug, daß jetzt einige Gruppen an einem Gegen-CSD basteln; für all diejenigen, die noch immer glauben, Schwulen- und Lesbenbewegung habe etwas mit Politik zu tun und Aktion etwas mit Spontanität. Auch das SchwuZ wird sich wohl oder übel mit einer Anti-Veranstaltung anfreunden müssen. Denn selbst, wenn genug Geld für einen Wagen zusammenkäme: Die Anmeldefrist für die ordentliche Demo hat es vermutlich versäumt. Micha Schulze

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