: »Ausländer raus« und »Come Together«
■ Ostberliner Kinder malen den Westen, wie sie ihn sehen/ Ein Projekt gegen Ausländerfeindlichkeit
Mitte. Mercedessterne, Hakenkreuze und Bananen — Ostberliner Kinderimpressionen zu Themen wie »Mein erster Tag in West-Berlin« oder »Was jetzt zu Hause anders ist«. Seit gestern hängen die Werke von über 300 Ostberliner SchülerInnen zwischen 8 und 15 Jahren im Bezirksamt Berlin-Mitte. Titel der Ausstellung: »Kulturschock — Lebensraum Berlin«.
»Viele DDR-Deutsche fühlen sich im neuen Deutschland als Ausländer.« Kinder, »als schwächste Glieder in der Gesellschaft«, litten darunter am stärksten: Für Christine Bartels, Ausländerbeauftragte von Mitte, teilen AusländerInnen und Ossis, und unter ihnen besonders die Kinder, ein gemeinsames Los. »Eine schöne Parallele«, findet auch der Berliner Maler und Bildhauer »Herr Adam«, der das Malprojekt gemeinsam mit dem Ostberliner multikulturellen Verein S.U.S.I. ins Leben rief. Die neue Situation mache die Kinder in der EX-DDR für die Ausländerproblematik besonders zugänglich. Im SED-Staat sei das Thema tabuisiert worden.
Prostituierte auf dem Strich zeigen zwei Achtkläßler auf ihrer Collage. Ein neunjähriges Mädchen präsentiert in einer altarähnlichen Pyramide die Reliquien seiner Ost-Vergangenheit: Von DDR-Deo über sozialistische Zündholzschachteln bis zum FDJ-Ausweis. »Berlin, eine Stadt für Deutsche« klebt zusammen mit Hakenkreuzen auf dem Mauerbild eines 14jährigen Jungen.
Christine Bartels, deren Behörde das Malprojekt mit 8.000 Mark unterstützt, wünscht sich eine Fortsetzung. Nur langfristig, meint auch Adam, könnten die Kinder für die Probleme von Ausländern sensibilisiert werden. Barbara John, Gesamtberliner Ausländerbeauftragte, versprach weitere Unterstützung. Die jungen KünstlerInnen durften bei der Eröffnung ihrer Ausstellung übrigens nicht dabeisein. Schade. Marc Fest
»Kulturschock — Lebensraum Berlin«:
bis 31. Mai werktags von 8 bis 16 Uhr, Bezirksamt Mitte im Berolina-Haus am Alex und in den Räumen der Ausländerbeauftragten, Potsdamer Straße 64. Eintritt frei.
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