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Das Gedenken an Gedenktafeln

■ Das »Aktive Museum Faschismus und Widerstand« brachte vier symbolische Ersatztafeln für Naziopfer in Ost-Berlin an/ In den vergangenen Monaten wurden 16 Tafeln heimlich entfernt

Mitte. Zu Rangeleien mit Hausbesitzern oder aufgebrachten Passanten, wie Christiane Hoss vom »Aktiven Museum Faschismus und Widerstand« aus Anlaß der symbolischen Wiederanbringung von Ersatztafeln für Naziopfer fürchtete, kam es am Mittwoch nicht. Trotz surrenden Batteriebohrmaschinen, Hammerschlägen und Schraubenziehergequietsches an Ostberliner Hauswänden interessierte sich fast niemand für dieses Unternehmen am 46. Jahrestag der Befreiung.

Mit der Ausstellung Erhalten, Zerstören, Verändern hatte das Aktive Museum im vergangenen Jahr bereits auf die Problematik der DDR-Denkmale und ihren möglichen Abriß hingewiesen. Wird hier mit der Notwendigkeit der »Beseitigung von Altlasten« des einstigen DDR-Regimes argumentiert, so sind die Gedenktafeln für Verfolgte und Widerstandskämpfer zwischen 1933 und 1945 Teil einer gemeinsamen Vergangenheit beider deutscher Staaten. Der Verein Aktives Museum e.V. hatte in den vergangenen Monaten festgestellt, daß in Ost-Berlin mindestens 16 Tafeln heimlich von Unbekannten entfernt worden waren. Für die symbolische Wiederanbringung wurden nun vier Tafeln ausgewählt, die für die verschiedenen Gruppen von Verfolgten der NS- Zeit repräsentativ erschienen: Am S-Bahnhof Friedrichstraße sollte die Gedenktafel für zwei 1945 ermordete Deserteure wiederangebracht werden, in der Zionkirchstraße für den jüdischen Bürger J. Marcuse, die Gedenktafel für Otto Schiernitz, einen sozialdemokratischen Widerstandskämpfer, in der Senefelder Straße, und des Kommunisten Richard Paetzold sollte in der Simon- Dach-Straße erinnert werden.

Dennoch: Das Bemühen, Spuren und Erinnerungszeichen der Jahre 1933 bis 1945 im Berliner Stadtbild zu erhalten, driftet immer mehr ins Aktionistische ab. Ins Absurde steigert sich eine solche Aktion dann, wenn — und wie zum Spott auf die Öffentlichkeit — sich lediglich ein Blinder, wie am Mittwoch geschehen, im Vorbeigehen dafür interessierte, was da an die Wand geschraubt wurde.

Die Aktion dient somit weniger dem Gedenken der Opfer als dem Gedenken von Gedenktafeln. Vorstellungen über Personen und deren Handeln lassen sich nicht wiedergewinnen. So heißt es etwa auf der Tafel für J. Marcuse: »Aus diesem Hause wurde 1942 J. Marcuse von der Gestapo abgeholt und kehrte nicht wieder zurück.« Ein ins Beliebige getriebenes Gedenken gibt sich hier wie eine Arabeske auf die deutsche Geschichte. Besser wäre es, es stände auf den Tafeln der aktuelle Zusammenhang für ihre Wiederanbringung: nämlich daß hier wieder abgerissen und weggeschmissen worden war, was nicht sein darf. rola

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