Gutes von drüben

■ Raben und Enten fallen nach Genuß von Saatgut aus dem Westen tot um/ Bauern wollten nur das Beste

Zingst. Im ostdeutschen Nationalpark Vorpommersche Boddenlandschaft droht ein Vogelsterben. Auf frisch mit Mais eingesäten Äckern fanden Parkangestellte rund 40 tote Kolkraben, Enten, Gänse und Greifvögel. Die Tiere hatten die mit möglicherweise giftigen Chemikalien gebeizte Saat gefressen. Es steht zu befürchten, daß in den nächsten Tagen noch viel mehr verendete Vögel gefunden werden. In großer Gefahr sind insbesondere auch die vom Aussterben bedrohten Seeadler und Kraniche, die auf den Feldern des Gebietes Nahrung suchen, teilte der Leiter des Projektes Ostseeschutz des World Wide Fund (WWF), Jochen Lamp, in Zingst auf der gleichnamigen Halbinsel nordwestlich von Stralsund mit. Dabei nehmen die Kraniche den Mais direkt auf, die Seeadler dagegen schlagen kranke Tiere oder fressen das Aas der toten. In Mägen von vergifteten Kolkraben wurden bereits Maiskörner gefunden. Betroffen sind mehrere Felder des ehemaligen volkseigenen Gutes Zingst. Die Landwirte sind entsetzt, weil sie in diesem Jahr extra nicht mehr — wie früher üblich — mit hochgiftigem Quecksilber gebeizte Maissaat ausbrachten. Sie nahmen statt dessen das Saatgut einer westlichen Firma aus Elmshorn bei Hamburg, das mit den Chemikalien Thyrim und Carbosulfan behandelt ist. Veterinärärztliche Untersuchungen sollen jetzt die genaue Ursache des Vogelsterbens ermitteln adn/taz