: Im Handgelenkumdrehen
■ Erleichterung beim Tennisturnier: Steffi gesund
Berlin. Jedes Jahr im Mai pflegt Frau Stefanie Graf in Berlin zu weilen, um das örtliche Tennisturnier zu gewinnen, das sich gebührend hochtrabend »Internationale Tennismeisterschaften von Deutschland« nennt. 1986, 87, 88 und 89 gelang ihr dieses Vorhaben vorzüglich, nur 1985 war Chris Evert noch eine Nummer zu groß, und im letzten Jahr besaß Monica Seles aus Jugoslawien die Dreistigkeit, der väterlicherseits nervlich angeknacksten damaligen Weltranglistenersten gehörig heimzuleuchten.
Seles ist der Anlage am Hundekehlesee dieses Jahr ferngeblieben, dafür kam wie gewohnt Gabriela Sabatini, die seit Monaten glänzend in Form ist und ihre letzten fünf Partien gegen Steffi Graf gewonnen hat. Alles hofft natürlich für den Pfingstmontag auf ein Finale Graf-Sabatini, aber zuvor sind ja noch einige Spiele zu absolvieren.
So hatte Graf gestern gegen die Niederländerin Nicole Jagerman anzutreten, und die Blicke sämtlicher Besucher des Center Courts richteten sich erst mal voller Besorgnis auf das ruchlose gräfliche Handgelenk. Das hatte nämlich am Wochenende seinen Dienst versagt, es drohte eine Absage, und die Berliner Veranstalter schwebten zwischen Angst und Schrecken. Doch Steffi Graf kam und nach wenigen Ballwechseln konnten die Zuschauer aufatmen: Das Handgelenk wirkte intakt und durchaus wohlgelaunt. Sogleich ging seine Besitzerin in Führung, was möglicherweise auch daran lag, daß sie diesmal bei kühler Witterung ihre lange Hose tragen durfte, eine modische Extravaganz, die ihr beim Hamburger Turnier noch eisern verwehrt worden war. Im Handgelenkumdrehen holte sie sich den ersten Satz mit 6:2, kam etwas ins Schwitzen, entledigte sich ihres Beinkleides, ließ sich aber auch dadurch nicht beirren und gewann den zweiten Durchgang mit 6:3. Im Achtelfinale trifft sie auf Elena Brioukhouvets aus der Sowjetunion. Matti Lieske
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