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Countdown für das Mädchenhaus

■ Entscheidung spätestens im Juni

Bremen ist eine Großstadt. Es gibt mehrere Fußgängerzonen, ein Fußballstadion, eine Stadthalle, einen Dom und zwei Frauenhäuser. Was es in Bremen bisher nicht gibt, dafür aber in Städten wie Hamburg, Bielefeld und München: eine Zufluchtstätte für all die weiblichen Kinder, die von ihren Brüdern, Vätern, Stiefväter sexuell ausgebeutet werden und nicht länger mit dem Mißbraucher und der wegsehenden Mutter unter einem Dach leben möchten. Die Bremer Vorwahlzeit wollen Frauen aus Initiativen und Parteien daher nutzen, politische Mehrheiten für eine solche überfällige Zufluchtstätte zu schaffen. Die Lobby-Arbeit steht unter Zeitdruck, denn in der Bürgerschaft im Juni soll die Entscheidung fallen.

Gestern beschloß die Deputation für Jugend, noch vor der Bürgerschaftssitzung, am 13. Juni, ein Hearing anzusetzen, um das Thema „Gewalt in Familien“ in die Öffentlichkeit zu bringen. Auf dem Podium werden sitzen als Experten der Bremer Hochschullehrer Prof. Gerhard Amendt und die Mitarbeiterin des rot-grünen Frauenministeriums in Hannover Dr. Luise Hartwig. Angehört werden auch eine Mitarbeiterin eines bestehenden Mädchenhauses, die Gleichstellungsstelle, bremische Wohlfahrtsverbände und das Amt für Soziale Dienste. Am 19. Juni laden Frauen aus der Beratungsstelle „Schattenriss“ ebenfalls Politikerinnen aller Fraktionen aufs Posium.

Im Bremer Haushalt für das Jahr '91 sind nur 300.000 Mark vorgesehen, um der „Gewalt gegen Kinder“ abzuhelfen. Zweidrittel des Betrages, 200.000 Mark, sind bereits dem Bremer Kinderschutz-Zentrum versprochen. Die Grünen wollen in der Bürgerschaftssitzung als Anschubfinanzierung für das Mädchenhaus 900.000 Mark fordern. Frauen aus der Mädchenhaus-Initiative hatten an zu erwartenden Realkosten 2,6 Millionen Mark veranschlagt. Im Vergleich zu einem Fußballstadion und einem Kongreßzentrum ein Betrag, der kaum der Rede wert scheint. bd

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