: Und wenn schon Schweden kommen
■ Rathenow knüpft Hoffnungen auf internationale Kooperation/ Vom Interessenten zum Investor führt jedoch ein bisweilen langer und keineswegs folgerichtiger Weg
Rathenow. „Die Schweden kommen!“ ist in Rathenow — im Gegensatz zum 30jährigen Krieg — kein Ruf des Schreckens, sondern eher des verhaltenen Optimismus. Jürgen Lünser, Bürgermeister der märkischen Kreisstadt, begrüßte den aus Berlin angereisten schwedischen Generalkonsul Jan Lundvik im Kulturhaus der Stadt „nicht mit Kanonen, sondern mit Blumen“. Anlaß war die am Freitag vor Pfingsten stattgefundene Unterzeichnung des Vertrages über eine „Deutsch- Schwedische Wirtschaftsförderungsgesellschaft Rathenow mbH“, die vorerst über ein bescheidenes Stammkapital von 225.000 DM verfügt.
Sie hat sich das Ziel gesetzt, „die soziale und wirtschaftliche Struktur des Kreises zu verbessern, insbesondere durch Förderung von Industrie, Gewerbe, Fremdenverkehr und Naherholung“. „Vorentwürfe“ für Gewerbe- und Sanierungsgebiete, Vorhaben zur Wasser- und Abwasserversorgung gibt es allenthalben, über konkrete Projekte herrscht Schweigen, Spruchreifes sei erst zur Jahresmitte zu erfahren. Man habe viele potentielle schwedische Investoren interessieren können, versichert Landrat Dieter Dombrowski. Natürlich weiß er, daß vom Interessenten zum Investor ein bisweilen langer und keineswegs folgerichtiger Weg führt.
Das mit einem Drittel beteiligte schwedische Firmenkonsortium will nach Darstellung des Vizepräsidenten der Firma „E&D Tysk-Svensk Consulting“, Georg Dozel, Know- how, Technologie und Kapital nach Rathenow bringen. Dozel: Man wolle sich bewußt von jenen westdeutschen Firmen abheben, die kamen, um Betriebe in Ostdeutschland aufzukaufen und sie dann stillzulegen.
Den Versuch, alles selbst machen zu wollen, verbiete allein schon die schwedische Einwohnerzahl von nur acht Millionen. Man betrachte Ostdeutschland vor allem als „Europa- Standort“, als Logistikzentrum für den osteuropäischen Markt. Die Schweden wollen ihre guten Beziehungen zu Osteuropa nutzen, um die unterbrochenen ostdeutschen Wirtschaftsbeziehungen dorthin wieder zu knüpfen. Harald Dittmar (adn)
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