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Gandhis Tod stürzt Indien ins Ungewisse

■ Zusammenstöße zwischen Gegnern und Anhängern Gandhis in vielen Landesteilen

Berlin (taz) — Die Gandhi-Familie soll auch nach der Ermordung des ehemaligen indischen Premierministers Rajiv Gandhi die Kongreßpartei führen. Dessen Witwe Sonia soll zur neuen Parteiführerin ernannt werden. Ob die gebürtige Italienerin die Wahl annehmen wird, war gestern abend noch unklar. Ebenso offen war, ob sie als Parteichefin auch für das Amt des Premiers kandidieren wird.

In vielen Teilen Indiens kam es gestern zu Ausschreitungen und Zusammenstößen zwischen Anhängern und Gegnern Gandhis, der als aussichtsreichster Kandidat bei den Wahlen galt. Nach Angaben des indischen Fernsehens kamen bei Auseinandersetzungen mindestens sechs Menschen ums Leben. Die Zentralregierung hat die Sicherheitsvorkehrungen im ganzen Land verstärkt und eine Million paramilitärische Sicherheitskräfte in höchste Alarmbereitschaft versetzt. Über Hyderabad wurde eine Ausgangssperre verhängt. Die für heute und Sonntag geplanten Wahlgänge wurden bis auf Mitte Juni verschoben. Wie sich das Attentat auf den Ausgang der Parlamentswahlen auswirken wird, war am Mittwoch unter Beobachtern umstritten.

Die Urheber des Anschlages sind bisher unbekannt. Die Befreiungstiger der Tamil Eelam, die in Sri Lanka für einen unabhängigen Tamilenstaat kämpfen, haben jede Verantwortung für den Mord von sich gewiesen. In ersten Spekulationen waren Tamilen der Tat verdächtigt worden. Die Regierung befürchtet ähnliche Progrome wie nach der Ermordung Indira Ghandis im Oktober 1984 durch ihre Leibwächter, die der Religionsgemeinschaft der Sikhs angehörten. Damals waren mehrere tausend Menschen umgekommen. Die gestrigen Ausschreitungen nach Rajiv Gandhis Tod waren allerdings noch nicht gegen eine bestimmte Bevölkerungsgruppe gerichtet.

Das Attentat hat weltweit Betroffenheit ausgelöst. UN-Generalsekretär Perez de Cuellar sagte, der „Verlust des fähigen Politikers“ werde auf der ganzen Welt zu spüren sein. SEITEN 2 UND 3

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