: Die Angst vor dem FCKW-Kühlschrank
■ Rollende Container-Ausstellung informiert über FCKW und die Folgen/ Trotz Teilverbots verwendet die Industrie den Ozonkiller munter weiter/ Nur bei Sprays ist FCKW inzwischen »out«
Berlin. Vor FCKW-Kühlschränken haben die Leute Angst, FCKW-haltige Sprays sind inzwischen fast völlig aus den Geschäften verschwunden. Das Votum der Verbraucher war bei den Sprays eindeutig, die Hersteller reagierten ausnahmsweise auch ohne Gesetze. Doch in Kühlschränken, Turnschuhen, Heckspoilern und anderen Dingen werden die Ozonkiller weiterhin verwendet. Durch den Erfolg bei den Sprays angeregt, zieht zur Zeit ein Container von Greenpeace als »rollende Ausstellung« durch deutsche Städte und verrät, was sonst noch alles verschwinden muß.
Zwar tritt im Juli dieses Jahres ein Gesetz in Kraft, das die Verwendung von sogenannten „vollhalogenierten FCKWs“ ab spätestens 1995 verbietet, aber die »weichen«, teilhalogenierten FCKWs dürfen weiterhin verwendet werden. Auch diese vergrößern die Ozonlöcher am Nord- und Südpol.
Allein die Bauindustrie verbraucht in Westdeutschland 200.000 Tonnen FCKW jährlich. Schon seit langem fordert Greenpeace, daß der Berliner Senat mit gutem Beispiel vorangehen und in seinen Neubauten auf FCKW verzichten sollte. Aber weder der rot-grüne noch der schwarz-rote Senat sahen bisher Handlungsbedarf.
Zahlreiche alltägliche Gegenstände sind in dem 30 Quadratmeter großem Container wiederzufinden: Surfbrett, Autolenkrad, Schaumstoffverpackung, Computer. Sie alle stehen auf der schwarzen Liste der Ozonschützer. Von den Käufern erhofft sich Johannes Walter, daß sie künftig konkret nach FCKW-freien Waren verlangen und das Umdenken der Hersteller erzwingen. Er begleitet den Ausstellungscontainer als wissenschaftlicher Mitarbeiter und steht den Besuchern bei Fragen zu Verfügung.
Am weitesten ist das FCKW-Bewußtsein mittlerweile bei Kühlschränken. Viele Hersteller machen mit »FCKW-reduzierten« Geräten Reklame. Die BSR entsorgt jährlich über 40.000 alte FCKW- Kühlschränke. Kostenpunkt: 25 Mark das Stück. Der Kühlschrankbesitzer muß nichts zahlen — Service der BSR. Allerdings bereitet die BSR bisher nur die FCKW-haltigen Kühlflüssigkeiten wieder auf, der Isolierschaum mit ebenfalls etwa 250 Gramm FCKW wandert dagegen auf die Sondermülldeponie, so Harald Abraham von der BSR auf Anfrage der taz. Doch gefährlich ist FCKW im Kühlschrank nicht, Milch und Käse bleiben unbehelligt. Erst in der Atmosphäre zerstört die Kühlflüssigkeit die Ozonschicht. Greenpeace empfiehlt den Kauf eines FCKW- freien Ammoniak-Kühlschranks. Besser jedoch: den alten Kühlschrank bis zum Exzeß reparieren, sofern er kein übermäßiger Stromfresser ist.
Sinnigerweise steht der Greenpeace-Container auf dem menschenleeren Parkplatz gegenüber der Kongreßhalle am Alexanderplatz. Für einen besseren Platz bekam Greenpeace keine Genehmigung. Einziger Vorteil des Standortes: Der umweltbewußte Ausstellungsbesucher kann sein Auto direkt neben der Ausstellung parken. Rochus Görgen
Die Ausstellung ist noch bis Donnerstag von 11 bis 18 Uhr auf dem Parkplatz 1 in der Alexanderstraße (Berlin-Mitte) kostenlos zu sehen.
taz lesen kann jede:r
Als Genossenschaft gehören wir unseren Leser:innen. Und unser Journalismus ist nicht nur 100 % konzernfrei, sondern auch kostenfrei zugänglich. Texte, die es nicht allen recht machen und Stimmen, die man woanders nicht hört – immer aus Überzeugung und hier auf taz.de ohne Paywall. Unsere Leser:innen müssen nichts bezahlen, wissen aber, dass guter, kritischer Journalismus nicht aus dem Nichts entsteht. Dafür sind wir sehr dankbar. Damit wir auch morgen noch unseren Journalismus machen können, brauchen wir mehr Unterstützung. Unser nächstes Ziel: 40.000 – und mit Ihrer Beteiligung können wir es schaffen. Setzen Sie ein Zeichen für die taz und für die Zukunft unseres Journalismus. Mit nur 5,- Euro sind Sie dabei! Jetzt unterstützen