Die Anderen

■ Neue Ruhr/ Neue Rhein Zeitung-betr.: Regierungssitz

Betr.: Regierungssitz

„Manchen stecken die eigenen Worte im Halse. So dem Bonner Oberbürgermeister Daniels, der noch im Juni 1989 Gorbatschow versicherte, die Bonner seien sich bewußt, daß ihre Stadt die Aufgaben als Hauptstadt nur bis zur Wiedervereinigung Deutschlands wahrnehme. Falls Gorbatschow — der bald danach der Wiedervereinigung zustimmte — sich daran erinnern sollte, kann er sich nur wundern. Andere wundern sich längst und meinen: Ihr seid dabei die Einheit zu verspielen. Mehr und mehr wird der Streit Bonn oder Berlin in einem miesen, kleinkarierten Stil ausgetragen, ja vor Verleumdungen wird nicht zurückgescheut. Politiker, die sich — wie Willy Brandt, Richard von Weizäcker und schließlich Helmut Kohl — in Übereinstimmung mit den Wechselfällen der deutschen Geschichte und ihrer eigenen Glaubwürdigkeit zu Berlin bekannt haben, werden hinter vorgehaltener Hand des ,Verrats an Bonn‘ beschuldigt. Drohungen und Bedrohungen werden unter die Leute gebracht — sogar per Telefax an Zeitungsredaktionen. Anonym natürlich, aber mit Bundesadler. Schluß damit! Die Entscheidung über Bonn oder Berlin ist keine Aufgabe für Buchhalter. Da unser Grundgesetz die Volksabstimmung (noch) nicht vorsieht, muß das Parlament entscheiden.“