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Schweigegeld für eine Umweltstiftung

Der US-amerikanische Ölkonzern Conoco will im ecuadorianischen Amazonasgebiet Erdöl fördern und besticht Ökologiegruppen  ■ Aus Guayaquil Richard Cehen

Der amerikanische Ölkonzern Conoco will im Nationalpark Yasuni im Amazonasgebiet von Ecuador Erdöl fördern. Um die Proteste nationaler und internationaler Umweltschutzgruppen abzuwiegeln, hat Conoco, eine Tochterfirma von DuPont, sich als umweltbewußte Ölgesellschaft präsentiert: Für eine Umweltstiftung in Ecuador will sie zehn Millionen Dollar „Schweigegeld“ zahlen. Diesen Vorschlag haben führende Vertreter der Conoco der Natural Resources Defense Council (NRDC), einer Umweltschutzorganisation mit Sitz in Washington, unterbreitet.

An der Umweltstiftung in Ecuador sollen vor allem Umweltorganisationen aus den USA wie NDRC, Nature Conservancy und World Wildlife beteiligt werden. Die Vertreter von NDRC, Robert F. Kennedy jr. und S. Jacob Scherr, stimmten am 5. Februar 1991 in New York diesem Angebot von Conoco zu. Sie haben aber weder den Auftrag noch eine Vollmacht, über eine Umweltstiftung in Ecuador zu verhandeln.

Die „Bezahlung“ der Umweltschäden und der Protestbewegung ist aus vielerlei Gründen problematisch: Der Nationalpark Yasuni mit seinen 680.000 Hektar wird nicht nur durch eine 150 Kilometer lange Straße und Pipeline durchschnitten, sondern auch durch die völlig unzulänglichen Umweltschutzmaßnahmen von Conoco zerstört werden. In dem Nationalpark leben verschiedene Gruppen der Huaorani-Indianer. Sie zählen mit 1.580 Personen zu den kleinen Indiostämmen des Amazonasgebiets. Ihr Gebiet ist von den Vereinten Nationen als schützenswertes Naturerbe katalogisiert.

In einer Studie der Ökologiegruppe Comite ecologico espol der Technischen Hochschule Guayaquil wird aufgezeigt, daß die von dem Ölkonzern vorgesehenen Umweltschutzmaßnahmen der Ölförderung und des Öltransports ungenügend sind und selbst in nicht geschützten Regionen große Umweltverschmutzungen verursachen würden. Die für ein unter Naturschutz stehendes Gebiet notwendigen Maßnahmen, wie chemisch-biologische Reinigung der Bohrflüssigkeiten und Sicherheitsmaßnahmen für die Pipeline, sind teilweise wegen fehlender Technologien und aus wirtschaftlichen Gründen überhaupt nicht vorgesehen.

Die unabhängigen Umweltschutzgruppen Ecuadors wie Cordavi, Comite ecologico espol, Campana Amazonia: Por la vida sowie die Vertreter der Huaroni-Indianer wehren sich strikt gegen die Ölbohrungen im Nationalpark Yasuni und lehnen jegliche Zahlungen von Conoco für Umweltstiftungen ab.

Nun haben Conoco und andere in Ecuador erreicht, daß ein Gesetz zur Einschränkung der Erdölförderung in der Amazonasregion im Osten des Landes aufgehoben wurde. Anderenfalls, so hatten die Konzerne gedroht, würden sie ihre Investitions- und Fördertätigkeit in Ecuador ganz einstellen.

Gegenwärtig führt die Ölgesellschaft Conoco innerhalb und außerhalb des Nationalparks Yasuni Bohrungen durch, seit im Oktober 1990 die Resolution zum Schutz der Nationalparks vom Verfassungstribunal aufgehoben wurde.

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