Trucker blockieren deutsch-polnische Grenze

■ 15 Kilometer Stau am Grenzübergang in Frankfurt/Oder

Frankfurt/Oder. „Die leben hier schlimmer als die Tiere“, sagt die westdeutsche Spediteurin, die ihren Namen nicht nennen will, und stellt sich auf die Seite der Truckerfahrer. Diese haben den deutsch-polnischen Grenzübergang an der Frankfurter Autobahn bereits am Donnerstag nachmittag zum neunten Mal dicht gemacht. Diesmal aber soll die Blockade ihre Wirkung nicht verfehlen. Der Berliner Achim Kröschel ist sich sicher: Wir Kutscher halten bis Sonntag durch.

Müde und ungewaschen stehen die debattierenden Männer in der ersten Blockadenacht in der Nähe ihrer Autos. Die Verhandlungen mit einer flugs aus der Landesregierung eingeflogenen Untersuchungskommission und den Kraftfahrern sind gerade gescheitert. Jetzt gilt es, ein Zeichen zu setzen und nicht aufzugeben wie die vorigen Male. Horst Tredt aus Hildesheim, seit zwölf Jahren auf Europas Straßen unterwegs, hat schon Blockaden am Brenner mitgemacht. Auf die dort erzielten Ergebnisse baut er. Die Landesregierung kann das Frankfurter Problem nicht lösen, sagt er. Da seien Politiker in Bonn und Warschau gefragt, und zwar schnellstens. Das Nadelöhr an der EG-Außengrenze nach Osten hat bei den Fahrern einen schlechten Ruf. Wartezeiten von über 20 Stunden nehmen zu. Die Abfertigung auf polnischer Seite geht zu schleppend.

Angeblich, so erzählen sich die Männer, würde dort nur eine einzige Frau sitzen, die die Speditionsarbeiten ausführt, Ladungen und Frachtbriefe überprüft. Möglicherweise liegt das diesmal aber auch an dem Fronleichnamsfest. Nicht mal einen Computer soll sie haben, was kein West-Fahrer versteht.

Achim Kröschel, der eine Bitumenmischanlage nach Polen bringen will, spricht von zunehmenden „Schikanen“ auf polnischer Seite. Nach 22 Uhr soll man dort lieber nicht an einer Zollstation vorfahren. Überfälle auf Transporter nähmen im Lande zu. Um seine Ladung allerdings fürchtet er nicht. Er habe ja keine Zigaretten oder Videoanlagen an Bord, sagt er erleichtert. Nicht wenige seiner Kollegen hätten diese eingebüßt, als sie sich nach der stressigen Warterei auf dem ersten besten Rastplatz in Polen ausgeschlafen hätten.

Die Chauffeure fordern, daß der Verkehr auf der Autobahn geregelt und endlich ein Umfeld geschaffen werde, daß 20 Stunden Wartezeit entspricht. Die letzte Toilette befindet sich kilometerweit vom Grenzübergang entfernt. Es gibt keine Kioske und damit nichts zu Essen und zu Trinken. Die einzige Mitropa hat nur von sechs bis zehn Uhr geöffnet. Und wer kann schon riskieren, sein Fahrzeug auf einen Kaffee zu verlassen? Wer dadurch oder durch Schlafen in der Kabine den Anschluß verpaßt, bekommt das spätestens dann zu spüren, wenn andere Trucks vorbeiziehen und die Lücken schließen. Dann geht aber der Frust der dahinter wartenden Lkws los. Für Kröschel beginnt hier ein Stück Wildwest. Immer häufiger schlägt neuerdings der angestaute Ärger an der deutsch-polnischen Grenze in Aggressionen um.

Für die Versorgung der Chauffeure garantiert inzwischen die Frankfurter Stadtverwaltung, teilte der stellvertretende Bürgermeister mit. Für die sanitären Bedingungen sollte sich das Land verantwortlich fühlen. Am Freitag vormittag hatten Lkw-Fahrer für kurze Zeit den Grenzübergang in Schwedt gesperrt. Sie solidarisierten sich mit ihren Kollegen in der Oderstadt. Lange Wartezeiten wurden an den Grenzen in Sachsen gemeldet. Steffi Prutean