: Schalke trinkt sein Bier
■ 70.000 Fans wollen den Aufstieg ihres Vereins feiern
Schalke (taz) — Der Minister kommt und Kardinal Hengsbach wird seinen Segen geben, vielleicht jubelt Papa Wojtila im fernen Rom. Alle drei verbindet Königsblau, alle sind Schalke-Mitglieder. Jürgen Möllemann verwaltet gar die Millionen im Wirtschaftsrat. Und am Sonntag soll „ihr“ Verein in die Bundesliga zurückkehren.
Ein Punkt fehlt, und der wird gegen die Kölner Fortuna geholt. Ganz bestimmt, denn 70.000 im Parkstadion können sich nicht irren. Immerhin wartet ein neues Bier („Schalker Aufstiegs-Pils“) auf die Flaschenöffnung. Schalke steuert auf lange Festwochen zu. Präsident Günther Eichberg versprach Inter Mailand als Aufstiegsbescherung, „mit allen drei Deutschen“. Aber sie kommen nicht. Zwei Pizzabäcker scherzten mit Schalke, denn Kontakte zu Inter hatten sie nie.
Da strampelte sich Trainer Aleksandar Ristic ab und triumphierte: „Roter Stern Belgrad kommt!“ Schalke vor dem Aufstieg, hier leben sich Extreme aus. Da wurde vor zwei Jahren der bereits vollnarkotisierte Verein vor dem Abstieg in das Amateurdasein bewahrt. Dank Peter Neururer, der mitten in dieser Saison entlassen wurde. „Wegen Erfolg“, wie er süffisant kommentierte. Nachfolger Ristic ist auch erfolgreich, mehr sogar: Alex der Große wird zu mächtig. Seit Wochen tönt der Coach: „Wenn wir aufgestiegen sind, werde ich reden.“
Mißklänge im Aufsteigerjubel drohen die Liebe im Revier zu stören. Vollprofi Ristic mag den Manager nicht, dessen Vertrag ausläuft. Ristic kann auch nicht mit Klaus Fischer. Der Erfinder des Fallrückziehers ist Co-Trainer, aber Alex degradiert ihn zum Balljungen. Er braucht keinen Assistent, keinen Manager — er kann alles allein. Wenn man ihn nur lassen würde. Deshalb ist der Peperoniquirl stinkig: Die Stars, die er an der Angel hat, wollen sie ihm verwehren. Zum Beispiel Marc Wilmots, den belgischen Extrastürmer vom KV Mechelen. Statt dessen werden Namen wie Wuttke, Rahn oder Thon gehandelt. Für den Coach allesamt uninteressant.
So wird Ristic den Aufsteigersekt als beleidigte Leberwurst ablehnen, umgekehrt fluchen die Spieler vor dem Training: „Wir lassen uns jetzt wieder beleidigen.“ Aber keinem der hochbezahlten Kicker würde über die Lippen kommen, daß Ristic ein schlechter Trainer sei. Psycho-Alex arbeitet kräftig an der Haßliebe und denkt weiter: „Ich will in zwei Jahren im Europapokal sein.“
Das vertraute „Du“ mit dem Präsidenten ist ihm dabei gleichgültig. Allerdings hat Eichberg neun Millionen an Trikotwerbung für drei Spielzeiten klargemacht. Schalke hat einen Etat wie ein Spitzenreiter. Bayerns Uli Hoeneß freut sich indes wie der Rest der Liga auf den Kassenschlager Schalke. Ernst Thoman
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