: Sachsens Zöllner im Streß
■ Zigaretten-„Connection“ über grüne Grenze/ Zoll greift nur wenige Schmuggler auf/ Personalnotstand/ Appell an Bürger um „Unterstützung im Grenzgebiet“
Dresden. Bei Zollkontrollen entlang der „grünen Grenze“ werden nur wenige Schmuggler gefaßt. Nach Angaben eines Zoll-Pressesprechers wurden im ersten Quartal 1991 vom Grenzaufsichtsdienst an der 566 Kilometer langen Grenze zu Polen und der CSFR zwischen Bad Muskau und Schönberg rund 1,6 Millionen Zigaretten, über 800 Liter Kraftstoff und mehr als 2.000 Kassetten beschlagnahmt.
Die an den offiziellen Grenzübergängen gefundenen „Waren“ seien da noch nicht einmal dabei, sagte Schmidt. So sei im Mai ein Pole, dessen Landsleute mit Vietnamesen und zunehmend Westdeutschen das Geschäft machen, mit gut einer Million Zigaretten aufgegriffen worden. Zigaretten machen das Gros der illegalen Einfuhren aus. Schon sollen Erhebungen beweisen, daß der Zigarettenabkauf im Handel der neuen Bundesländer von 30 Milliarden 1989 auf 20 Milliarden zurückgeht. Das Defizit werde sicher nicht in voller Summe illegal eingeführt und von Straßenhändlern verkauft, vermutete Schmidt, aber ein großer Teil komme offensichtlich auf diesem Wege an den Verbraucher.
Nicht zuletzt wegen der Dumpingpreise bei Schwarzhändlern erweise sich derzeit die Unterstützung seitens der Bevölkerung für die Zollkräfte als mangelhaft. Die sogenannten „Großaufgriffe“ gingen jedoch auf Hinweise aus der Bevölkerung zurück. Als Problem erweise sich nach wie vor die personelle Besetzung des Zolls. Von rund 1.900 Zöllnern hätten bislang 200 den Dienst quittiert. Eine Auffüllung des Grenzabfertigungsdienstes gehe nur zu Lasten des Aufsichtsdienstes, sagte Schmidt. Deswegen appellierte er um „gößere Unterstützung seitens der Bürger im Grenzgebiet“.
[Deutschland, einig Denunziantenland?! d.Red'in] adn
taz lesen kann jede:r
Als Genossenschaft gehören wir unseren Leser:innen. Und unser Journalismus ist nicht nur 100 % konzernfrei, sondern auch kostenfrei zugänglich. Texte, die es nicht allen recht machen und Stimmen, die man woanders nicht hört – immer aus Überzeugung und hier auf taz.de ohne Paywall. Unsere Leser:innen müssen nichts bezahlen, wissen aber, dass guter, kritischer Journalismus nicht aus dem Nichts entsteht. Dafür sind wir sehr dankbar. Damit wir auch morgen noch unseren Journalismus machen können, brauchen wir mehr Unterstützung. Unser nächstes Ziel: 40.000 – und mit Ihrer Beteiligung können wir es schaffen. Setzen Sie ein Zeichen für die taz und für die Zukunft unseres Journalismus. Mit nur 5,- Euro sind Sie dabei! Jetzt unterstützen