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Keine Zukunft für Atomenergie und Erdöl

■ IEA-Energiefachleute prognostizieren Zunahme von Gas- und Kohleeinsatz

Paris (afp/taz) — Der Anteil der Atomenergie an der Energieproduktion wird nicht zunehmen. Der Erdölverbrauch wird in den westlichen Industrieländern bis zur Jahrtausendwende zugunsten von Gas und Kohle zurückgehen. Diese Prognose hat die Internationale Energieagentur (IEA) gestern in Paris veröffentlicht. Dort hat gestern das alle zwei Jahre stattfindende Ministertreffen der IEA begonnen. Auf der Tagesordnung stehen die Ölversorgung der Industriestaaten, Umweltprobleme und Beziehungen zu Verbraucherländern, die nicht der Organisation für wirtschaftliche Zusammenarbeit und Entwicklung (OECD — 24 Industriestaaten) angehören.

Den Vorhersagen der Energieagentur zufolge wird die Atomenergie im Jahr 2000 einen Anteil von 10,3 Prozent am Gesamtverbrauch der Mitgliedsländer haben. Für Gas wird mit 21 Prozent, für Erdöl nur noch mit 39,8 Prozent gerechnet, während der Verbrauch an Kohle und anderen festen Brennstoffen 24,7 Prozent ausmachen wird. Der Anteil von Wasserkraft wird sich auf 4,2 Prozent erhöhen. In der EG liegt der Anteil der Atomenergie heute bei 39 Prozent.

Der IEA-Bericht 1990, der diese Prognosen enthält, erwartet für 1992 einen Ölpreis von 21 Dollar pro Barrel (159 l) und von 35 Dollar ab dem nächsten Jahrzehnt. Derzeit kostet ein Barrel Öl (Nordsee-Brent) knapp 19 Dollar. Global wird die Energienachfrage in der OECD-Zone weiter ansteigen und sich im Jahr 2.000 auf 4.615 Millionen Tonnen Erdöläquivalent im Vergleich zu 3.986 Millionen Tonnen 1989 erhöhen. In einem Kommentar zum vergangenen Jahr wird in dem Bericht der Experten die Notwendigkeit betont, bei Energieproduktion und -verbrauch künftig mehr Wert auf den Umweltschutz zu legen.

Der Erdölverbrauch hat sich der IEA zufolge 1990 stabilisiert. Die Erhöhung des Kohleverbrauchs verlangsamte sich im vergangenen Jahr auf 1,5 Prozent im Vergleich zu 2,2 Prozent pro Jahr in der Periode 1982 bis 1989. Die Stromnachfrage ging deutlich zurück. Die Zuwachsrate von 4,5 Prozent 1988 und 2,9 Prozent 1989 fiel auf 1,8 Prozent im vergangenen Jahr zurück.

An der Pariser Ministerkonferenz nehmen Frankreich und Finnland erstmals mit einem offiziellen Beobachterstatus teil. Beide Länder sollen der IEA demnächst beitreten. Mit Ausnahme von Island werden dann alle Mitglieder der OECD auch der Energieagentur angehören.

Als Konsequenz aus dem Golfkrieg wird die IEA den 21 Mitgliedsstaaten eine Erhöhung ihrer Ölreserven empfehlen, um Störungen in der Versorgung vorzubauen. Im Bemühen um größere Unabhängigkeit in der Energieversorgung soll den Mitgliedern nahegelegt werden, ihre Ölbezugsquellen breiter zu streuen und andere Energieträger nicht zu vernachlässigen.

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