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Offener Brief an den Stadtrat der Stadt Bielefeld

■ Betr.: Einrichtung eines Mädchenhauses in Bielefeld

an den Stadtrat der Stadt Bielefeld

betr.: Einrichtung eines Mädchenhauses in Bielefeld

Bestürzt mußten wir aus der Presse erfahren, daß das geplante Mädchenhaus von Ihnen zwar gutgeheißen, finanziell aber nicht unterstützt wird.

Laut Angaben des BKAs ist jedes vierte Mädchen von sexuellem Mißbrauch betroffen, andere Institutionen gehen sogar von noch höheren Zahlen aus. Mit der daraus resultierenden Problematik werden wir in unserer Arbeit im Frauenhaus täglich konfrontiert. Sowohl die bei uns lebenden Mädchen berichten von ihren Erlebnissen mit ihren Vätern als auch viele Frauen, die vor ihrem Ehemann/Partner geflüchtet sind, von ihren Kindheitserfahrungen.

Empirische Untersuchungen bestätigen unsere Erfahrungen, daß die Betroffenen ihr Leben lang an den Folgen derartiger Übergriffe zu leiden haben. Häufige Reaktionen auf sexuellen Mißbrauch sind eine Beeinträchtigung der Beziehungsfähigkeit, Depressionen, Ängste, Suizidgefährdung und Prostitution. Um diesen Teufelskreis zu unterbrechen, ist es wichtig, den Mädchen so früh wie möglich eine parteiliche Unterstützung durch Fachfrauen, die mit der Problematik vertraut sind, anzubieten. Hier würde das Mädchenhaus einen sicheren Ort darstellen, von dem aus die betroffenen Mädchen ihre Situation reflektieren und weitere Schritte in Ruhe und Sicherheit überlegen und entscheiden können.

Nicht nur durch Großprojekte (Stadtbahn, Stadthalle, Großsporthalle) läßt sich eine Stadt wie Bielefeld positiv aufwerten. Vielleicht sollte die „freundliche Stadt am Teutoburger Wald“ nicht nur freundlich zu Großunternehmen, sondern auch zu betroffenen Mädchen sein.

Mit einem Mädchenhaus könnte Bielefeld auch für andere Städte Beispielfunktion haben. Die Mitarbeiterinnen des Frauenhauses Paderborn

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