: Bonner Diplomat war Stasi-Spion
Düsseldorf (dpa) — Mit einem umfassenden Geständnis des Angeklagten hat vor dem Oberlandesgericht der Spionageprozeß gegen einen hochrangigen ehemaligen Bonner Botschaftsbeamten begonnen. Zum Prozeßauftakt bestätigte der Vortragende Legationsrat, über 33 Jahre lang für das MfS der ehemaligen DDR spioniert zu haben. Motiv seien politische Gründe gewesen. So habe er sich durch das KPD-Verbot 1956 „herausgefordert“ gefühlt und sich der Stasi anvertraut. Bis zu seiner Festnahme im April 1990 vertrat er bundesdeutsche Personalinteressen in internationalen Organisationen wie der Nato und der EG und amtierte als Vizeleiter der Ständigen Vertretung bei der Unesco in Paris. Laut Anklage, hatte sich der Spion schon vor Berufsbeginn als Attaché im Bonner Auswärtigen Dienst dem Ostberliner Ministerium verschrieben. Bei jährlich mehreren Treffs habe er Führungsoffizieren der Stasi jeweils bis zu fünf Minifilme mit Fotos von Geheimdokumenten übergeben. 1972 und 1975 war der Angeklagte auch mit dem Ex-Spionage- Chef Markus Wolf und Stasi-Funktionären zusammengetroffen. Neben Auszeichnungen und einer Beförderung zum Stasi-Oberstleutnant soll er mindestens 100.000 Mark erhalten haben.
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