: Press-Schlag
■ Wo bleibt San Marino? * Die kleinen Fußballänder Europas probten die Revolte / Aber einige boykottieren immer noch und verlieren
Weltmeister Bundesrepublik verliert mit 0:1 in Wales. Der europäische Titelträger Niederlande spielt in Finnland 1:1 unentschieden. Und der WM-Dritte Italien geht in Norwegen 1:2 geschlagen vom Platz. Was ist los in Fußball-Europa?
Die Holländer tun sich an ihrem Punktverlust nicht weh, sie bleiben Tabellenführer in ihrer Qualifikationsgruppe vor Portugal. Aber die 21.500 finnisch orientierten Zuschauer im Olympiastadion von Helsinki vergnügten sich schon köstlich, als Stürmer Holmgren in der 77.Minute die Führung des Europameisters durch Boer (63.) ausglich.
Die Fahnen der Tifosi dagegen wehen auf Halbmast. Aus eigener Kraft können die italienischen Meisterkicker die EM-Endrunde in Schweden nicht mehr erreichen. In seinem 50. Länderspiel als Auswahlcoach erlebte Azeglio Vicini eine Stunde voller Schimpf und Schande. „Eine Demütigung für Italien“, schrieb der 'Corriere della Sera‘. Die Italiener lagen bereits zur Pause 0:2 im Rückstand, nachdem ihnen die Norweger Dahlum (4.) und Bohinen (25.) zwei Bälle in die Tormaschen jagten. WM-Torjäger Schillaci gelang nur noch der Anschlußtreffer (79.)
Skandalträchtiger Höhepunkt des italienischen Jammerabends war der Platzverweis für Inter- Spieler Bergomi. Nur 20 Sekunden nach seiner Einwechslung durfte er nach einer Tätlichkeit den Rasen wieder verlassen. Da hat sich Thomas Berthold doch wirklich noch gut gehalten.
Die italienische Presse fordert nun immer energischer die Abberufung von Teamchef Vicini, „aber ich gehe erst, wenn wir auch rechnerisch ausgeschieden sind“. Der frühere Erfolgstrainer des AC Mailand, Arrigo Sacchi, gilt als heißer Nachfolger. Nur der Zeitpunkt des Wechsels bleibt unklar. Wurde er in Oslo festgelegt?
In Norwegen folgte diesem Sieg eine Welle der Begeisterung, die sonst nur von schanzenrekordspringenden Skifliegern auszulösen war. „Nichts ist nach diesem Sieg mehr, wie es einmal war. Die Italiener sollten zu Hause nachsehen, ob der schiefe Turm von Pisa noch steht“, empfahl das Blatt 'Verdens Gang‘. Die Skandinavier blieben mittlerweile das achte Spiel in Folge ungeschlagen.
Nach dem Auftakterfolg der Färöer-Inseln gegen Österreich und den Punktgewinnen von Malta und Albanien hauten die balltretenden Zwerge Europas damit wieder kräftig auf die Pauke. Nur die Fußballer San Marinos verweigern die Revolte und lassen eine Alpenrepublik hoffen, nach 25 Jahren Unterbrechung wieder eine internationale Fußball-Meisterschaft zu erleben. San Marino verlor gegen die Schweiz mit 0:7 und hat bei seiner ersten Teilnahme an den Qualifikationsspielen bisher 0:12 Punkte und 1:25 Tore auf dem Konto. Aber auch das wird sich bald ändern. bossi
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