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Springer dreht dem 'Morgen‘ Geldhahn ab

■ Nach dem „Wächter-Preis“ kommt die Einstellung für die ostdeutsche überregionale Tageszeitung

Berlin (dpa/taz) — Die in Berlin erscheinende Tageszeitung 'Der Morgen‘ wird eingestellt. Dies teilte der Axel Springer Verlag am Montag mit.

Springer ist seit Mai vergangenen Jahres mehrheitlich an der früheren Parteizeitung der Liberaldemokraten beteiligt. Mit finanzieller Unterstützung des Springer Verlages wurde das in Ostdeutschland überregional erscheinende Blatt umgebaut. Redakteure aus Ost und West, darunter ehemalige Mitarbeiter des 'Spiegel‘ und der taz, machten aus dem 'Morgen‘ eine Zeitung, die sich positiv vom Niveau der restlichen Springer-Zeitungen unterschied. Erst jüngst hatten drei Redakteure den Wächter- Preis, die höchste Auszeichnung für Tageszeitungen, für ihre umfangreichen Recherchen im Zusammenhang mit den Umtrieben der Stasi erhalten. Unter Branchenkennern gilt 'Der Morgen‘ als bestgemachtes Blatt unter den früheren Zeitungen der ostdeutschen Blockparteien.

In einer Erklärung des Verlages zu der Einstellung heißt es: „Trotz herausragender journalistischer Leistungen und erheblicher Investitionen ist selbst bei optimistischer Einschätzung auch langfristig eine wirtschaftlich tragfähige Grundlage nicht erreichbar.“ Die Auflage lag zu Beginn des Jahres bei 68.000 und soll später auf fast 45.000 gesunken sein. Von der Einstellung sind 150 Mitarbeiter betroffen. Der Verlag sei bestrebt, für sie „anderweitige Arbeitsplätze“ zu finden, hieß es in der Mitteilung.

Soziale Härten sollten durch den Abschluß eines Sozialplanes gemildert werden. Über den Zeitpunkt der Einstellung macht der Verlag keine Angaben, heute soll der 'Morgen‘ mit einer Notausgabe erscheinen.

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