: So lebe denn wohl, Postmonopol!
■ Private könnten nach Ansicht der Monopolkommission den Osten schneller mit Telefonen versorgen
Bonn/Berlin (dpa/ap/taz) — Die Monopolkommission der Bundesregierung will das Postmonopol ganz zerschlagen sehen. In Ostdeutschland könnten nach Ansicht der fünf Sachverständigen wesentlich schneller deutlich mehr Telefone installiert werden, wenn neben der Postgesellschaft „Telekom“ auch private Anbieter am Aufbau des Telekommunikationsnetzes verdienen dürften. In ihrem Sondergutachten, das gestern in Bonn vorgelegt wurde, rät die Kommission, kurzfristig soviele Privatfirmen wie nach geltendem Recht möglich zuzulassen. Langfristig spricht sie sich für die Abschaffung des Netz- und des Telefondienstmonopols der Bundespost aus.
Das Monopolunternehmen Telekom ist, so die Gutachter, mit dem Aufbau des Fernmeldewesens in den neuen Ländern überfordert. Westdeutscher Telefonier-Komfort sei in Ostdeutschland erst in der zweiten Hälfte der 90er Jahre zu erwarten, wenn die Telekom wie gehabt weiterarbeiten dürfe. Der Mangel an verfügbarer Planungskapazität sei „der eigentlich limitierende Faktor“ beim Ausbau der Infrastruktur.
Die Kommission gab allerdings zu bedenken, daß die Durchsetzung einer Reform, an deren Ende das Postmonopol abgeschafft wäre, wahrscheinlich so lange dauern würde, daß der Beschleunigungseffekt wieder aufgehoben würde.
Während Bundeswirtschaftsminister Jürgen Möllemann (FDP) Gutachten als „wertvollen Diskussionsbeitrag“ begrüßte, äußerte sich Postminister Christian Schwarz-Schilling (CDU) reserviert. Er wehre sich dagegen, „vorschnell solche gravierenden Entscheidungen“ wie für eine Privatisierung des Telefonnetzes zu treffen, versuchte der oberste Postchef einem möglichen Machtverlust vorzubauen. Der Betrieb sei nie ein Problem für die Telekom gewesen.
Das Gutachten dürfte das Postunternehmen Telekom gerade jetzt empfindlich treffen. 1991 wird es bei einem Umsatz von 46 Milliarden Mark — nach dem Finanzausgleich der beiden Schwesterunternehmen „Gelbe Post“ und Postbank — erstmals keinen Gewinn übrig behalten. dri.
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