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Atommüllfässer geöffnet

■ Stader Müll darf nach Gorleben, Mol-Müll nicht

Es war der Container mit der Aufschrift „GNS 217“. Der Leiter des Gewerbeaufsichtsamtes Lüneburg, Axel Schwerter- Strumpf, ließ am Freitag mittag zwei der drei blauen Stahlbehälter öffnen, die zehn Stunden zuvor in der Lüchower Polizeikaserne abgestellt worden waren. Die beiden Container enthielten offensichtlich Abfälle aus dem Atomkraftwerk Stade. Der dritte Behälter mit der Nummer 217 mußte aus dem belgischen Kernforschungszentrum Mol sein. Für Axel Schwerter-Strumpf und den anwesenden Umwelt-Staatssekretär Peter Bulle war klar: Die Fässer aus Jülich dürfen sofort in das atomare Zwischenlager Gorleben gebracht werden, der aus Mol muß erst einmal stehenbleiben.

Der Container aus Mol bereitet große Probleme. Niemand mochte gestern mehr amtlich bescheinigen, daß verpreßte Abfälle aus den Atomkraftwerken Krümmel/Elbe und Neckarwestheim ausschließlich in dem Container Nummer 217 war. So stand es aber in den Begleitpapieren aus Mol.

Das Gewerbeaufsichtsamt stieg bei der Brennelement-Lagergesellschaft Gorleben (BLG) ins gründliche Aktenstudium ein. Mögliche Dokumentationslücken in den Herkunftslisten des Mol- Mülls sollten erforscht werden, um die Gesellschaft für Nuklear- Service (GNS) zur sofortigen Rücknahme aufzufordern.

Nach zweistündiger Prüfung meinte Schwerter-Strumpf am Nachmittag, er habe sich „nicht restlos überzeugen können“, daß der Mol-Container auch wirklich den Annahmebedingungen für das Gorlebener Lager entspräche. „Die Behauptung aus Mol muß überprüft werden“, erklärte der Amtsleiter. Zunächst, so die Entscheidung, könne der Container in Lüchow bleiben, auch über die normalerweise geltenden 48 Stunden hinaus.

Unterdessen richteten sich rund 200 Atomkraftgegner mit Traktoren vor dem Gorlebener Zwischenlager auf eine lange Nacht ein.

dpa

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