RAF-„Handwerker“ aus dem Knast ferngesteuert?

Hamburg (dpa) — Die „Rote Armee Fraktion (RAF)“ hat offenbar die Entführung von Spitzenmanagern geplant. Ermittler rechnen laut 'Spiegel‘ damit, daß die RAF, die seit 1978 ausschließlich Mordanschläge verübt habe, ihre Taktik damit ändern könnte. Zu den von der RAF bedrohten Personen rechnen die Sicherheitsbehörden dem 'Spiegel‘ zufolge einen führenden Mitarbeiter des Siemens-Konzerns und das VW-Vorstandsmitglied Daniel Goeudevert. Die Bundesanwaltschaft lehnte eine Stellungnahme zu dem Bericht ab.

Die Auswertung von rund 7.000 Schriftstücken, die dieses und voriges Jahr bei Razzien in den Zellen von RAF-Häftlingen sichergestellt wurden, habe nach dem Bericht neue Erkenntnisse über die Struktur der RAF gebracht. So hätten inhaftierte RAF-Mitglieder wie Christian Klar, Helmut Pohl, Eva Haule-Frimpong und Brigitte Mohnhaupt nach einer Analyse der Karlsruher Bundesanwaltschaft bei der Planung von Anschlägen die führende Rolle übernommen. Das Attentat auf Alfred Herrhausen im November 1989 sei — beweisbar durch sichergestellte Kassiber — zwischen RAF-Terroristen im Gefängnis und dem aktiven Kern („den Handwerkern“) abgestimmt worden.

Nahtstellen des Informationssystems zwischen den Gefangenen und der „Kommandoebene der RAF“ könnten nach den Ermittlungen zwei Strafverteidiger aus Hannover sein, hieß es in dem Magazin. Bundesanwalt Wolfgang Pfaff habe, so der 'Spiegel‘, bereits im Februar empfohlen, Ermittlungsverfahren gegen die Rechtsanwälte einzuleiten.