Fischer stoppt MOX

■ Nach Hanau-Unfall die Produktion plutoniumhaltiger Brennstäbe stillgelegt/ Töpfer will auch mitstillegen

Frankfurt/Main (taz) — Nach dem „Eilt“-Störfall in der Siemens- Brennelementeschmiede in Hanau, bei dem mindestens drei Mitarbeiter der Firma verstrahlt wurden, hat der hessische Umweltminister Joschka Fischer gestern die Stillegung der gesamten Mischoxid (MOX)-Brennelementeproduktion angeordnet. Bei der Produktion in Hanau werden aus einem Pulver, daß zu 27 Prozent aus dem Plutonium besteht, neue Atombrennstäbe gefertigt.

Wie Fischers Pressesprecher Georg Dick mitteilte, gehe die Aufsichts- und Genehmigungsbehörde davon aus, daß im Siemens-Brennelementewerk „der Fehler im System“ liege, denn innerhalb von zwei Monaten seien sowohl Mitarbeiter der Siemens als auch der Euratom dort verstrahlt wurden. Schon 1990 hatte es zwölf Störfälle in Hanau gegeben. Dick sagte, Fischer habe daher eine „Schwachstellenanalyse in Auftrag gegeben“. Bis zur Fertigstellung und Auswerung der Analyse soll der Betriebsteil stilliegen. Wie lange dies der Fall sein werde, sei noch unklar.

Bei Amtsantritt hatte Fischer angekündigt, daß demnächst atomkritische Experten in den hessischen Atomanlagen und AKWs zum Einsatz kommen sollen.

Auch Bundesumweltminister Klaus Töpfer hat gestern auf den Hanauer Atomunfall reagiert. Der Christdemokrat schrieb Fischer einen Brief, in dem er die Einstellung sämtlicher Tätigkeiten in dem von dem Störfall betroffenen Lagerraum der Siemens einklagte. Dies hatte Fischer allerdings bereits umgehend nach der Störfallmeldung der Siemens selbst angeordnet. Dick meinte lapidar: „Das ist Bestandteil der von uns eingeführten präventiven Strahlenschutzmaßnahmen. Offenbar wollte Töpfer aus dem Vorfall in Hanau noch schnell eine Schlagzeile für sich herausschinden.“ kpk