PDS-Chef Adolphi nimmt seinen Hut

■ Der ehemalige inoffizielle Mitarbeiter der Stasi, Adolphi, gibt den Parteivorsitz auf/ Heftiger Streit in der Partei nach dem letzten Parteitag/ Sein Mandat im Abgeordnetenhaus will Adolphi behalten

Berlin. Der Berliner PDS-Vorsitzende Wolfram Adolphi will nun doch sein Amt abgeben. Ende Oktober werde die Berliner PDS einen Landesparteitag einberufen und dort auch einen neuen Vorsitzenden wählen, teilte der Landesvorstand der Partei gestern mit. Wolfram Adolphi werde dort »nicht wieder für den Landesvorsitz oder eine andere Funktion im Landesvorstand« kandidieren, hieß es.

Adolphi hatte nach langem Leugnen kürzlich eingeräumt, vierzehn Jahre lang als inoffizieller Mitarbeiter (IM) für die Staatssicherheit gearbeitet zu haben. Einen Rücktritt hatte der Politiker trotzdem bisher abgelehnt. Noch vor knapp zwei Wochen ließ sich Adolphi auf einem Landesparteitag mit Zweidrittelmehrheit und unter dem Protest der Parteireformer in seinem Amt bestätigen. Gründe für seinen Gesinnungswandel hat der Politiker gestern nur angedeutet.

Er habe mit seinem Schritt »auf die insgesamt herrschende Situation« reagiert, sagte der Parteichef zur taz. Nach dem letzten Landesparteitag sei er in der Partei nicht nur mit Unterstützung, sondern auch mit »geharnischten Rücktrittsforderungen« konfrontiert worden. Warum er auf diese Forderungen erst jetzt reagierte, erklärte er nicht.

In der PDS war gestern von heftigen partei- und fraktionsinternen »Streits« die Rede, die dem Parteitag gefolgt seien. Seine »Integrationsfunktion« habe Adolphi nicht mehr erfüllen können. Diese Diskussionen seien an ihm »nicht spurlos vorübergegangen«.

Sein Mandat im Berliner Abgeordnetenhaus will der Parteivorsitzende trotz heftiger Angriffe der anderen Parlamentsfraktionen behalten. Sprecher von CDU, SPD, FDP, Bündnis 90/ Grüne und Neuem Forum hatten Adolphi und drei andere ehemalige Stasi-Mitarbeiter unter den PDS-Abgeordneten vergangene Woche aufgefordert, das Parlament zu verlassen.

Auch in der PDS-Fraktion im Abgeordnetenhaus war, wie gestern zu erfahren war, in den letzten Wochen der Ruf nach einem Rücktritt des Parteichefs laut geworden. Vor allem der aus dem Westteil der Stadt stammende ehemalige AL-Politiker Dirk Schneider hatte den Parteichef aufgefordert, »Konsequenzen« zu ziehen und den Parteivorsitz niederzulegen.

Adolphi habe bei einer »Täuschung mitgemacht«, indem er der Partei seine Stasi-Mitarbeit zunächst verschwiegen habe, argumentierte Schneider gestern gegenüber der taz. Sein Parlamentsmandat könne der Politiker behalten, fügte das ehemalige AL-Mitglied hinzu. Würde Adolphi das Abgeordnetenhaus verlassen, wäre das zwar »sicherlich konsequent«, räumte Schneider ein. Er wolle aber nicht die »Hexenjagdmentalität« der anderen Parteien mitmachen. hmt