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Sachsen: Tarifpaket für Kraftfahrer geschnürt

Leipzig/Dresden (dpa/ap) — Die Tarifpartner im sächsischen privaten Verkehrsgewerbe haben sich in der Nacht zum Samstag in Dresden nach fünfstündigem Streik auf einen neuen Tarifvertrag geeinigt: Die etwa 10.000 Beschäftigten erhalten vom 1. Juli an rund 60 Prozent der Westlöhne und -gehälter. Der Arbeitskampf wurde ausgesetzt. In einer Urabstimmung müssen die Beschäftigten bis Montag abend das Ergebnis noch billigen. Sowohl die Gewerkschaft Öffentliche Dienste, Transport und Verkehr (ÖTV) als auch die Arbeitnehmer bewerteten den Tarifabschluß positiv. Wie aus einer Mitteilung der ÖTV hervorgeht, sei ein „Tarifpaket geschnürt, in dem alle Beschäftigten des sächsischen Verkehrsgewerbes sozial und wirtschaftlich abgesichert werden“. Karl-Heinz Biesold, Sprecher der ÖTV, sagte, mit den Lohnvereinbarungen bewege man sich „im vorderen Drittel der Löhne in den neuen Bundesländern“.

Der ÖTV-Gewerkschaftssekretär Claus Zahrnke nannte als wichtigsten Verhandlungserfolg die Schaffung eines Manteltarifvertrages, der den Arbeitnehmern die 40-Stunden- Woche bei vollem Lohnausgleich, mindestens 20 Tage Urlaub sowie die Sicherung des bisher erreichten „Besitzstandes“ garantiere. Für Angestellte sei ein Tariflohn von 1.630 Mark vereinbart worden, Facharbeiter erhielten einen Grundlohn von 8,04 Mark pro Stunde. Wolfgang Herrmann, Geschäftsführer der Leipziger Verkehrsbetriebe, sieht als Erfolg der Arbeitgeber, daß „im wesentlichen unserem Vorschlag, sich auf 60 Prozent der Westlöhne zu einigen, gefolgt wurde“. Außerdem habe man durchsetzen können, daß der Manteltarifvertrag „die 40-Stunden-Woche an fünf zusammenhängenden Arbeitstagen einschließlich Samstag und Sonntag festschreibt“. Das sei ein Grundelement für die Wettbewerbsfähigkeit der Betriebe gewesen. Der Kompromiß kam am Samstag früh gegen 1.30 Uhr nach mehr als 30stündigen Verhandlungen zustande. Der unmittelbar danach beendete Streik hatte fünf volle Tage gedauert und war nach übereinstimmenden Aussagen der ÖTV- und der Arbeitgeberfunktionäre der längste und beteiligungsstärkste Ausstand im Transportgewerbe eines ganzen Bundeslandes seit Kriegsende. Der von Straßenblockaden und Demonstrationen begleitete Arbeitskampf hatte den gesamten Güter- und Personenüberlandverkehr in Sachsen lahmgelegt. Der wirtschaftliche Schaden für die Betriebe geht nach Arbeitgeberangaben in die Millionen. Der Unterhändler der Treuhandanstalt, Karl Heinz Nagel, bezeichnete den Streik als sinnlos und fügte hinzu: „Ein Kompromiß in dieser Form hätte auch ohne die Kampfmaßnahmen zustande kommen können.“

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