: Schwere Vorwürfe gegen die Polizei
■ Beamte einer Frankfurter Wache sollen einen Senegalesen krankenhausreif geprügelt haben
Frankfurt/Main (taz) — Blutergüsse am ganzen Körper und eine „schwere Augenverletzung“. Das ist die Diagnose bei Mamadu Mbengue. Der seit Jahren in der Bundesrepublik lebende Senegalese wurde nach Ansicht eines Arztes im Elisabethenkrankenhaus Opfer der Polizei.
Der Afrikaner aus Stuttgart hatte nach einer Personenüberprüfung die Nacht vom 10. auf 11. Juni in einer Zelle des berüchtigten 4. Frankfurter Polizeireviers im Bahnhofsviertel verbringen müssen. Und dort, so berichtete gestern die Initiative SOS- Rassismus, sei er mißhandelt und gedemütigt worden. Die Beamten hätten den Afrikaner aus seinem Auto gezerrt, weil er nur die Wagenpapiere, nicht aber seinen Paß vorzeigen konnte. Mbengue wurde ins Revier verfrachtet und mußte sich dort unter „rassistischen Äußerungen zweier Polizisten“ nackt ausziehen. Als er gegen diese Behandlung protestierte, hätten ihn die Beamten mit Fußtritten und Schlägen traktiert: „Dabei bekam Mbengue starkes Nasenbluten, und sein rechtes Auge wurde schwer verletzt.“ Anderntags sei er aus der Haft entlassen worden. Die Polizisten des 4. Reviers weigerten sich aber, dem Verletzten einen Krankenwagen zu rufen und hätten auch den Taxichauffeuren vor dem Revier untersagt, den Afrikaner zu fahren. Mbengue schleppte sich zu einem anderen Taxistand und ließ sich in die Klinik bringen.
Die Polizeiangaben widersprechen dieser Darstellung. Der Afrikaner hätte den Beamten, die seine Papiere überprüfen wollten, ein „Fuck off“-Zeichen gemacht. Dann habe er randaliert — so habe man ihn eingesperrt. Anderntags sei er aus der Zelle gestürzt und habe die Beamten angegriffen.
Das Polizeipräsidium leitete ein Ermittlungsverfahren gegen die Beamten ein — Verdacht auf Körperverletzung — und gegen den Senegalesen — Widerstand gegen die Staatsgewalt. Der Vorfall, so der Sprecher des Frankfurter Polizeipräsidiums, werde ernst genommen und untersucht. Weil es im 4. Polizeirevier schon wiederholt zu Übergriffen vor allem gegen Schwarzafrikaner gekommen war, schaltete sich auch das Amt für Multikultur ein. Daniel Cohn-Bendit schreibt einen Brief an Polizeipräsident Gemmer. SOS- Rassismus hat den Rechtsanwalt eingeschaltet. Und Mamadu Mbengue wird wegen seine Augenverletzung in die Tübinger Uni-Klinik verlegt. kpk
taz lesen kann jede:r
Als Genossenschaft gehören wir unseren Leser:innen. Und unser Journalismus ist nicht nur 100 % konzernfrei, sondern auch kostenfrei zugänglich. Texte, die es nicht allen recht machen und Stimmen, die man woanders nicht hört – immer aus Überzeugung und hier auf taz.de ohne Paywall. Unsere Leser:innen müssen nichts bezahlen, wissen aber, dass guter, kritischer Journalismus nicht aus dem Nichts entsteht. Dafür sind wir sehr dankbar. Damit wir auch morgen noch unseren Journalismus machen können, brauchen wir mehr Unterstützung. Unser nächstes Ziel: 40.000 – und mit Ihrer Beteiligung können wir es schaffen. Setzen Sie ein Zeichen für die taz und für die Zukunft unseres Journalismus. Mit nur 5,- Euro sind Sie dabei! Jetzt unterstützen