: Wird Birne NF-Ehrenvorsitzender?
Selbst die Initiatoren der Wende brauchten erstaunlich lange, um zu erkennen, daß es ihre ureigenen Forderungen sind, die der Kanzler unbeirrbar verwirklicht, auch gegen Widerstand ■ Von Michael Banitz
Wer denkt heute eigentlich noch an die Revolutionäre in der Ex-DDR? Wer erinnert sich noch an ihre zum Teil märchenhaften Forderungen während und nach der Wende? Da wurde die Aufteilung des sogenannten Volkseigentums per Anteilschein an die DDR-Bürger verlangt. Oder man forderte die Abschaffung der die Wirtschaft hemmenden Subventionen für Waren und Dienstleistungen und als Kompensation deren Auszahlung in vollem Umfang an die Bürger. Daran denkt heute keiner mehr, oder? Völlig falsch! Kein anderer als der im Osten auf einmal vielgescholtene Helmut Kohl und sein Kabinett hüten das Erbe der Revolutionäre! Engagiert ist die Regierung schon längst dabei, deren Vermächtnis sogar in die Praxis einzuführen. In seiner bekannten Bescheidenheit spricht der Kanzler nur nicht davon. Dabei bräuchten sich die undankbaren Ossis doch lediglich das Beispiel der Subventionen anzuschauen, die Helmut Kohl ganz besonders am Herzen liegen.
Die erste Hälfte der Bügerforderungen vom Herbst 89 (Abschaffung der Subventionen) wurde längst in Angriff genommen und hat schon zu ermutigenden Teilerfolgen geführt. Der Kanzler hält also Wort, und nicht nur seins!
Zugegeben, das war erst der erste Teil. Doch bevor die Opposition frohlocken und ihn der Halbherzigkeit bezichtigen konnte, wurde kühn auch der schwierigere zweite Teil angegangen. Um ein neues, unübersehbares positives Signal für den Aufschwung im Osten zu setzen, nahm man sich bekanntlich zunächst die subventionierten Postgebühren vor. Die waren vor einem Jahr inkonsequenter Weise lediglich auf das Zweieinhalbfache erhöht worden. Die massiven Forderungen der Ossis nach gleichen Lebensbedingungen zwangen den Kanzler, rasch und unbürokratisch die noch ausstehende Verdopplung auf Westniveau anzuordnen. Eingedenk der zweiten Forderung der Bürgerbewegungen wurde eine spektakuläre und richtungweisende flankierende Maßnahme beschlossen: Jeder des Briefeschreibens kundige Neubundesbürger hält es inzwischen erregt und gerührt in den Händen: das Briefmarkengeschenk im Werte von 10DM (in Worten: zehn Deutsche Mark), durch das der Wegfall der Subventionen vollständig kompensiert wird! (Freilich nur für fünf bis sechs Monate, aber an großen Entscheidungen soll man wegen unvermeidlicher Schönheitsfehler nicht kleinlich herumnörgeln.) Man bedenke, daß der Bundespost dadurch zusätzliche Ausgaben in Höhe von 120.000.000 DM und keinerlei Mehreinnahmen (im Verlaufe des ersten halben Jahres) entstehen! Im Bewußtsein der Tragweite dieser Maßnahmen war ja für ihre Inkraftsetzung kein geringeres Datum als den 1. April gewählt.
Die Resonanz in den Medien war zwar positiv, aber doch leider unangemessen zurückhaltend. Aus dem Osten hörte man an Stelle von Dankbarkeit jedoch wieder einmal nur unverschämtes Gemecker. Die Skala reichte von gespielter Beleidigung bis zu völlig deplacierten und empörenden Vergleichen mit der Eroberung Mexikos durch die Spanier („Glasperlen für Inkagold“).
Selbst die Initiatoren der Wende, die Führer der Bürgerbewegungen, brauchten erstaunlich lange, um zu erkennen, daß es doch ihre ureigenen Forderungen sind, die unser Bundeskanzler unbeirrbar verwirklicht, gegen so manchen Widerstand von allen Seiten! Die einzig angemessene Reaktion wäre, den Vater der Revolution, Helmut Kohl, nun endlich zum Ehrenvorsitzenden des Neuen Forums zu ernennen!
Daß es sich bei der Handhabung der Postsubventionen nicht um eine Episode handelt, sondern daß das Kabinett allen Unkenrufen der Opposition zum Trotz über ein klares Konzept für den Aufschwung im Osten verfügt, belegen Informationen aus gutunterrichteten Bonner Kreisen: Auch die Erhöhung der Nahverkehrstarife und die Streichung der Subventionen für Mieten, Strom und Warmwasser werden zu keinen Mehrbelastungen für die Menschen im Osten führen. So erhält jeder volljährige Bürger in den neuen Bundesländern
kostenlos
—4(vier)Trambahntickets
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—2(zwei)Eimer heißes Wasser
frei Haus geliefert.
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