: Mädchenhaus: Ja, aber...
■ Bürgerschaft vertagt Thema mit „neuen Erkenntnissen“ in die Deputation
Der öffentliche Druck zum Thema Mädchenhaus zeigt Wirkung. Die Aktivitäten des Vereins Mädchenhaus, des Kinderschutzbundes und des Vereins Schattenriß sowie das ganztägige Hearing der Jugenhilfedeputation von 13. Juni haben bei allen Bürgerschaftsfraktionen zu neuen Erkenntnissen geführt: „Die Argumente für ein Mädchenhaus haben uns SozialdemokratInnen überzeugt“, bekannte die SPD- Bürgerschaftsabgeordnete Barbara Wulf gestern vor der Stadtbürgerschaft. Für konkrete Finanzierungsvorschläge und
Nägel mit Köpfen bei der Umsetzung reichte die Überzeugung der Mehrheitsfraktion aber nicht. Alle Anträge zum Mädchenhaus wurden gegen die Stimmen von Grünen, CDU und FDP zur weiteren Beratung in die Deputationen für Soziales und Bildung überwiesen.
Nachdem die Grünen bereits im April 950.000 Mark für die Einrichtung eines Mädchenhauses gefordert hatten, sieht nun auch die FDP die Notwendigkeit einer „Zufluchtstätte für Mädchen“. Die CDU thematisiert in einem eigenen Antrag ebenfalls
den sexuellen Mißbrauch an Kindern, nicht jedoch speziell an Mädchen. Das wurde zwar im Redebeitrag von Silke Strietzel vom Senat angemahnt, war in schriftlicher Form gegenüber der CDU- Herrenriege aber wohl nicht durchzusetzen. Strietzel warf der SPD vor, keinen eigenen Antrag zustande gebracht zu haben. Sie sprach sich gegen eine Überweisung in die Deputation aus und forderte „konkrete Ergebnisse“ und Beschlußfassung. Auch Helda Trüpel sprach sich für die Grünen gegen eine Verweisung aus. Noch vor der Wahl müßten Fakten geschaffen werden, so Trüpel.
Sozialsenatorin Sabine Uhl hatte zwar in ihrer Antwort auf eine große Anfrage ihrer Fraktion zum sexuellen Mißbrauch deutlich Defizite bei den bestehenden Hilfangeboten benannt. Einer konkreten Stellungnahme zur Konzeption des Mädchenhaus- Vereins und zu deren Finanzbedarf von rund einer Million Mark ging die Sozialsenatorin jedoch aus dem Weg. „Bisher sind das alles nur Lippenbekenntnisse“, meinte Petra Reinhard vom Verein Mädchenhaus unmittelbar nach der Debatte. Sie sei zwar positiv überrascht, was sich durch das Hearing bewegt habe, aber „die Finanzierung ist noch völlig offen“. Unverständlich sei auch das Ausweichen in der Frage der Trägerschaft. Die „neuen Erkenntnisse“ der SPD-Fraktion hätten bislang noch nicht zu einer Kontaktaufnahme mit dem Verein geführt. asp
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