: Regenschwimmen
■ Einmal Königin vom Schwimmbad sein...
Man muß sich nur mal überwinden, im typisch norddeutschen Sommer, bei lauem Regenwetter, die Badehose bzw. den Badeanzug einzupacken. Schon hat man ein Schwimmbad (fast) ganz für sich allein!
Kein Gedränge am Fahrradstand, kein Stau an der Kasse. Die saftig grüne Wiese des Stadionbades breitet sich ohne ein einziges störendes Handtuch aus. Lediglich zwei badebehoste Knaben schaukeln trotz drohender Regenwolken in den Kletterringen.
Im Schiwmmbecken zieht eine einzige Frau ihre Bahnen. Schnell raus aus den Klamotten und rein ins Vergnügen. Brrrr! Gänsehaut, der Bauch zieht sich zusammen, als könne er dadurch dem kalten Naß entgehen. Da hilft nur eins: mit einem Satz ins Wasser. Bei jedem Zug wird es wärmer. Ohne Furcht vor Karambolagen kann man auf dem Rücken schwimmen.
Brrrrrrr...Gänsehaut! der Bauch zieht sich zusammen
Keine kreischenden Kids platschen einem von der Seite in die Bahn. Voller Muße kann man beobachten, was sich am Himmel zusammenbraut.
Gelegentliche Sonnenstrahlen werden immer häufiger von dickbauchigen grauen Wolken verdeckt. Die Pappeln biegen sich heftig im Wind. Im Wasser ist es heimelig warm, als die ersten Tropfen fallen. Jetzt fängt es richtig an zu pladdern. Wasser von unten und von oben. Der Regen zerprasselt die Wasseroberfläche in lauter Wellenberge mit weißen Tropfen darüber.
Die drei Kinder im Nichtschwimmer quieken und hüpfen und recken dem Regen begeistert ihre Arme entgegen. Aus der Umkleidekabine eilt ein älteres Ehepaar zum Sprungturm, um die Bademäntel regensicher darunter zu deponieren. Triumph im Gesicht (wieder mal den inneren Schweinehund und das Alter überwunden) steigt er auf den Einer und köpft schwungvoll ins Becken. Sie steigt mit Todesverachtung die Leiter hinab. Kommen Sie öfter bei solchem Wetter hierher? „Wir kommen jeden Tag“, sagt sie ganz energisch, „schließlich haben wir eine Dauerkarte.“ Was sind schon die Unbilden der Witterung gegen eine verfallende Dauerkarte!
Beim Anziehen muß man schnell sein, sonst ist die wohlige Wärme vom Regenschwimmen dahin. Haareföhnen lohnt sich nicht, es regnet immer noch. Wirklich schade, daß die „Erfrischungsbude“ nicht geöffnet hat, kein Eis, keine Salinos. Aber das würde sich für die paar BesucherInnen wohl kaum lohnen. Die Kassiererin langweilt sich sichtlich. Nicht leicht, an solchen Tagen die Zeit totzuschlagen. „Es kommen den ganzen Tag über vielleicht 50 oder 60 Leute, das heißt: Im Durchschnitt kommt alle zwölf Minuten jemand. Die meisten kommen allerdings abends mit dem Schwimmverein oder morgens ab halb sieben zum Frühschwimmen — alles Dauerkartenbesitzer. asp
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