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Öffentliche Aufträge nur an Frauenförderer

■ Arbeitskreis „Berufliche Perspektiven für Mädchen und Frauen“ legt ein Programm zur Frauenförderung vor

Mädchen sind benachteiligt, schon in der Grundschule, aber auch, wenn sie in die Phase von Berufswahl und Berufsausbildung kommen. Diese Erkenntnis ist nicht neu. Neu ist dagegen ein ganzes Bündel von Forderungen, das sich gegen diese Benachteiligungen richtet. Als „Programm zur beruflichen Förderung von Mädchen und Frauen in Bremen“ sind diese Forderungen jetzt den Parteien und Institutionen zugeschickt worden. Über 40 Projekte und Institutionen, die seit 1987 im „Arbeitskreis Berufliche Perspektiven für Mädchen und Frauen“ zusammenarbeiten, haben mit dem Programm ihre Erfahrungen zusammengefaßt: Darunter die Arbeitnehmerkammern, das DRK, verschiedene Bildungsträger, Fraueninitiativen und Projekte wie Quirl, Nitribitt, Uni Bremen, Schullaufbahnberatung usw.

Schon in der Schule würden die Mädchen bei der Berufsorientierung in ihren Interessen schlecht bis gar nicht bedient. Sie würden deshalb in Praktika bei Friseuren, Krankenhäusern, Büros vermittelt — jedoch nie in Produktionsbetriebe. Berufstätige Frauen aus frauenuntypischen Berufen würden in den berufsbildenden Unterricht zum Beispiel nie eingeladen. Kein Wunder also, so Hilke Emig von der Bildungsbehörde, daß die Mädchen gar nicht wissen, welche Berufe es gibt.

Als Gegenstrategie empfehle sich deshalb, die SchülerInnen in zwei Betriebspraktika zu schicken, wovon eines in einem untypischen Bereich liegt. Außerdem müßten schon in der Grundschule auch die Jungen lernen, daß Familienarbeit auch von ihnen verantwortlich zu übernehmen ist. Denn noch immer richten Jungen ihre Lebensplanung ausschließlich am Berufsleben aus. Entsprechendes Unterrichtsmaterial und Fortbildung der LehrerInnen seien dazu notwendig.

An der Schwelle zur Berufsausbildung werden weitere Benachteiligungen deutlich: Allein in Bremen sind zwei Drittel der Jugendlichen, die keine Lehrstelle gefunden haben, Mädchen. In Bremerhaven sind es sogar drei Viertel. Darüber hinaus liege die Dunkelziffer gerade bei Mädchen immens hoch: „Mädchen verschwinden dann einfach von der Bildfläche“, berichtet Barbara Loer von der Gleichstellungsstelle, sie versorgen kleinere Geschwister, leisten Familienarbeit. Doch wenn sie eine Ausbildung anfangen, landen 55 Prozent der Mädchen in zehn von insgesamt 380 Berufen.

Der Arbeitskreis fordert deswegen eine gezieltere, mädchenspezifische Berufsberatung. Um Mädchen nach der Ausbildung den Zugang zu Aufstiegschancen zu verschaffen, sei u.a. die Quotierung der Ausbildungsplätze im dualen System wie bei der Übernahme nötig. Betriebsvereinbarungen müßten einheitliche Voraussetzungen für beide Geschlechter hergestellt, Ausbildungsgänge mit Warteschleifencharakter müßten abgeschafft werden.

Das Weiterbildungsangebot für Frauen sei bisher weitestgehend auf Anpassungsfortbildung beschränkt: Frauen versuchen mit EDV-Kursen o.ä. den Anschluß an den Arbeitsmarkt zu halten. Wollen sie jedoch nach Jahren der Familienarbeit wieder einsteigen, sind ihre Qualifikationen veraltet. Das Weiterbildungsangebot müsse also den Lebensbedingungen von Frauen angepaßt werden. Und während einer beruflichen Weiterbildung müsse ein Einkommen zur Existenzsicherung garantiert sein.

Weitere Forderungen des Arbeitskreises: Flächendeckende Kinderbetreuung, auch betriebsnah, die Fortführung der Beratungsstelle „Zurück in den Beruf“ und frauenfördernde Maßnahmen in allen staatlichen Arbeitsmarkt-, Beschäftigungs- und Wirtschaftsstrukturprogrammen. „Öffentliche Aufträge dürfen nur noch an Betriebe mit Frauenfördermaßnahmen erteilt werden“, betonen die Autorinnen des Programms. ra

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