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Luftbrücke für 10.000 sowjetische Juden

 ■ Aus Tel Aviv Amos Wollin

Über 10.000 sowjetische Juden sind zwischen Donnerstag abend und Sonntag morgen in Israel eingetroffen. Dies wurde von der Jewish Agency, dem halbstaatlichen israelischen Einwanderungsbüro, mitgeteilt. Die Neueinwanderer wurden mit über dreißig Flugzeugen eingeflogen. Bis heute morgen wurden 25 weitere Maschinen mit jüdischen Einwanderern erwartet. Die israelischen Behörden haben in den letzten Wochen alles daran gesetzt, möglichst viele sowjetische Emigranten noch vor dem 1.Juli nach Israel zu bringen. Das heute in Kraft tretende neue sowjetische Ausreisegesetz schreibt vor, daß Sowjetbürger vor der Ausreise mit gültigen Reisepässen und Visa ausgestattet sein müssen. Bisher durften Auswanderer ohne Reisepaß ausreisen, vorausgesetzt, sie konnten vom israelischen Konsulat in Moskau ausgestellte Einreiseunterlagen vorweisen. Die Jewish Agency warnte die Inhaber solcher Unterlagen, mit der Ausreise nicht bis nach dem 1.Juli zu warten, danach könnten sie Schwierigkeiten bei der Beschaffung eines sowjetischen Reisepasses bekommen. Angeblich haben in der Sowjetunion noch mehr als 100.000 Juden die israelische Einreiseerlaubnis erhalten, ziehen es aber vor, vorerst im Land zu bleiben und auf einen Reisepaß zu warten. Die Inhaber eines solchen Passes behalten die sowjetische Staatsbürgerschaft und dürfen jederzeit in die Sowjetunion zurückkehren. Mit einem Reisepaß hoffen sie, ihre Geschäfte in Ruhe abwickeln zu können und dabei die Entwicklung in beiden Staaten beobachten zu können. Den Briefen ihrer nach Israel ausgewanderten Verwandten und Freunden können sie entnehmen, daß Arbeitslosigkeit dort besonders unter aus der Sowjetunion eingewanderten Akademikern grassiert.

Ursprünglich hatte man in Israel dieses Jahr mit 400.000 sowjetischen Neubürgern gerechnet, angesichts der wachsenden Probleme spricht die Regierung jetzt aber allenfalls von 200.000. Seit Beginn des Jahres sind rund 85.000 sowjetische Juden nach Israel gekommen.

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