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Kunstverein stützt Salzmann

■ Vorsitzender gibt Ehrenerklärung für Kunsthallen-Direktor ab / Opper verärgert

Der Kunstverein in Bremen, Betreiber der Kunsthalle, ist ein altehrwürdiger Verein von 1823. Zu den dort üblichen Umgangsformen gehörte es bislang keinesfalls, daß da einfach ein Senator öffentlich und von außen hineinregiert. Diesen neuen Ton schlug in der vergangenen Woche Kunstsenator Henning Scherf an, als er in der Bürgerschaft den Kunsthallendirektor Siegfried Salzmann kräftig rüffelte: „Wenn er es bereut, nach Bremen gekommen zu sein, dann müssen wir uns einen jungen vitalen Direktor holen.“

„Es sei klargestellt, daß Dienstherr des vom Kunstverein anzustellenden Direktors der Kunsthalle der Vorsitzer des Vorstandes und nicht der Bildungssenator ist“, schrieb jetzt der Vereinsvorsitzer, Rudolf Blaum in einer Ehrenerklärung für Salzmann. Blaum will keinesfalls den Kunsthallendirektor ablösen, bevor der in „drei bis vier Jahren“ in Rente geht.

Der Streit um Salzmann ist der Streit um ein Schild, das in der Kunsthalle für Aufsehen sorgte. Nur 30.000 Mark, so Salzmanns Klage, habe die Stadt 1989 als Sonderzuschuß für Ausstellungen gewährt. „Vollauf zutreffend“, sagt Vorsitzer Blaum. 1989 seien insgesamt 726.597 Mark für Ausstellungen ausgegeben worden. Dazu habe die Stadt nur 30.000 Mark beigetragen.

Im Vorstand sitzen neben 15 Honorationen auch fünf Vertreter der Stadt Bremen. So auch Bremens oberster behördlicher Kulturplaner, Dieter Opper, der die Stellungnahme von Blaum „ein bißchen komisch“ findet. Wenn, dann habe der Vorstand eine Stellungnahme abzugeben und der treffe sich erst am heutigen Mittwoch. Tagesordnungspunkt unter anderem: Salzmanns 30.000-Mark-Schild.

In der Behörde hat sich einiger Unmut gegenüber der Kunsthalle angesammelt. Denn gerade in diesem Jahr hat die Kunsthalle zu den 1,759 Million Mark für Personal eine weitere Million für die Sanierung des Altbaus erhalten. Die Rodin-Ausstellung, die zum Jahresende stattfinden soll, sei seit Wochen mit Mitteln des Wirtschaftssenators finanziell abgesichert. Außerdem habe die Stadt einen Ankaufsfond eingerichtet, der auch der Kunsthalle zugute komme.

Wieviel Eigenmittel der Verein tatsächlich selbst einsetze, hat die Behörde laut Opper dagegen bislang noch nicht herausbekommen. Und auch die genaue Zahl der Kunsthallen-Besucher ist ungewiß. Der Grund: Bei der letzten Statistik hatte Salzmann zu den zahlenden Besuchern diejenigen hinzugerechnet, die sich in den Wallanlagen die Skulpturen angeschaut hatten. hbk

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